Forum Fairer Handel: TTIP geht zu Lasten des Südens
Das von der EU und den USA angestrebte Freihandelsabkommen TTIP geht nach Auffassung des Forums Fairer Handel zu Lasten südlicher Entwicklungsländer. Durch den Zollabbau bei Agrarprodukten sei ein Verdrängungswettbewerb zu befürchten, sagte der Geschäftsführer des Forums, Manuel Blendin, am Dienstag in Berlin. Das Forum versucht Produkte so zu vermarkten, dass sie durch Mindestpreise und langfristige Handelsbeziehungen die Existenz von Kleinbauern und Arbeitern sichern. Ihm gehören die kirchlichen Hilfswerke Misereor und Brot für die Welt an.
Aktualisiert: 18.07.2023
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Nach Blendins Worten könnten etwa billige Baumwolle aus den USA oder Zucker aus der EU die Existenz von Kleinbauern in Afrika, Lateinamerika und Asien bedrohen. Der Geschäftsführer hielt der EU und den USA vor, sie wollten im Rahmen von TTIP durch politischen Druck Initiativen zur Unterstützung bäuerlicher Landwirtschaft in Drittstaaten abbauen oder verhindern. „Die Politik bedient hier die Interessen großer Agrarkonzerne, viele Kleinproduzenten bleiben außen vor“, kritisierte der Geschäftsführer des Forums.
„Mit TTIP setzt die EU ihre aggressive Deregulierungs- und Marktöffnungspolitik fort“, beklagte Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forums Umwelt und Entwicklung. Die Erfahrung mit den Freihandelsabkommen der EU mit einer Gruppe afrikanischer, karibischer und pazifischer Staaten habe gezeigt, welche verheerenden Auswirkungen die bedingungslose Marktöffnung auf die ländliche Entwicklung und die kleinbäuerlichen Strukturen haben könne.
Soziale und ökologische Mindeststandards berücksichtigen
Er forderte deshalb, dass Handelsabkommen generell soziale und ökologische Mindeststandards berücksichtigen müssten. Zudem müssten sie eine bäuerliche und umweltgerechte Landwirtschaft unterstützen sowie demokratisch gestaltet werden. Die Kleinbauern, Arbeiter sowie zivilgesellschaftliche Bewegungen müssten mit berücksichtigt werden, so Maier.
Laut Jahresbilanz wuchs der Umsatz fair gehandelter Produkte weiter. Demnach haben Verbraucher in Deutschland 784 Millionen Euro für derartige Produkte ausgegeben. Das entspreche einer Steigerung von 21 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Innerhalb der vergangenen vier Jahre habe sich der Absatz mit fair gehandelten Produkten verdoppelt. Fast jeder zweite Deutsche kaufe fair gehandelte Produkte und gebe etwa 25 Euro im Jahr dafür aus. Verteilt auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland entfielen damit etwa 10 Euro für fair gehandelte Produkte pro Kopf.
Weiter gibt es laut Forum Fairer Handel 57 anerkannte Fair-Handels-Importeure, die ausschließlich Produkte aus Fairem Handel anbieten. Dies seien 13 Unternehmen mehr als im Vorjahr, die insgesamt mehr als 780 Handelspartnerschaften weltweit unterhielten. Lebensmittel machten mit 75 Prozent den größten Anteil am Absatz zu Endverbraucherpreisen aus, 69 Prozent davon seien bio-zertifiziert. Kaffee sei nach wie vor das absatzstärkste Produkt im Fairen Handel.