„Wir müssen den Trend umkehren“
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„Wir müssen den Trend umkehren“

Entwicklungshilfe ‐ Deutschland bleibt bei den Ausgaben für Entwicklungshilfe mit rund 12,2 Milliarden Euro drittgrößter Geber nach den USA und Großbritannien. Geht es jedoch nicht nach der Gesamtsumme, sondern nach dem Anteil am Bruttoinlandsprodukt, so lag die Bundesrepublik 2014 mit einer Quote von 0,41 Prozent lediglich an zehnter Stelle der 28 Geberländer. Führend in dieser Rangliste sind Schweden, Luxemburg und Norwegen. Nur fünf Länder erreichen das UN-Ziel von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens: Dänemark, Luxemburg, Norwegen, Schweden und Großbritannien.

Erstellt: 09.04.2015
Aktualisiert: 12.07.2015
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Deutschland bleibt bei den Ausgaben für Entwicklungshilfe mit rund 12,2 Milliarden Euro drittgrößter Geber nach den USA und Großbritannien. Geht es jedoch nicht nach der Gesamtsumme, sondern nach dem Anteil am Bruttoinlandsprodukt, so lag die Bundesrepublik 2014 mit einer Quote von 0,41 Prozent lediglich an zehnter Stelle der 28 Geberländer. Führend in dieser Rangliste sind Schweden, Luxemburg und Norwegen. Nur fünf Länder erreichen das UN-Ziel von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens: Dänemark, Luxemburg, Norwegen, Schweden und Großbritannien.

Das geht aus den am Mittwoch in Paris von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten vorläufigen Zahlen zur öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) für das Jahr 2014 hervor. Berechnet werden dabei unter anderem bilaterale Entwicklungshilfe zwischen Staaten, humanitäre Hilfe, Kredite, Schuldenerlasse und Beiträge zu internationalen Entwicklungsorganisationen.

Nach Schätzungen der OECD brachten die Geberländer 2014 rund 135,2 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 124,5 Milliarden Euro) an Entwicklungshilfe auf. Das waren im Schnitt 0,29 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Beide Werte blieben stabil gegenüber 2013.

USA als größter Geber

Größter Geber mit Blick auf die Gesamtsumme blieben die USA mit 32,7 Milliarden Dollar (rund 30 Milliarden Euro) und einem Plus von 2,3 Prozent. Washington steigerte vor allem seine humanitäre Hilfe, insbesondere im südlichen Afrika und für Jordanien. Laut Statistik leisteten die G-7-Staaten rund 71 Prozent der Entwicklungshilfeausgaben, die 19 Geberstaaten aus der EU kamen auf einen Anteil von 55 Prozent.

Deutschland steigerte seine Entwicklungsausgaben im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent, Finnland sogar um 12,5 Prozent. Und selbst Griechenland verzeichnete ein Plus von 6,3 Prozent. Dagegen senkten Spanien (minus 20,3 Prozent), Portugal (minus 14,9 Prozent), Frankreich (minus 9,2 Prozent) und Polen (minus 8,3 Prozent) ihre Aufwendungen stark. Allerdings gibt es dafür sehr unterschiedliche Gründe – etwa ein Auslaufen humanitärer Hilfe nach Erdbeben. Insgesamt kam die EU auf eine Entwicklungshilfequote von 0,41 Prozent.

OECD-Generalsekretär Angel Gurria zeigte sich erfreut darüber, dass die Mittel auf einem „historischen Hoch“ blieben, obwohl viele Geberländer aus „einer der schwersten Wirtschaftskrisen unserer Zeit“ kämen. 13 von 28 Geberländern steigerten ihre Entwicklungsausgaben. Seit dem Jahr 2000 sind die ODA-Leistungen laut OECD real um 66 Prozent gestiegen – und damit eine stabile Quelle für die Finanzierung von Entwicklung.

Ausgaben für ärmste Länder gehen zurück

Sorge bereitet dem Generalsekretär allerdings eine absehbare Verschiebung der Prioritäten: Die Ausgaben der Industriestaaten für die am wenigsten entwickelten Länder werden bis 2017 deutlich sinken, so die Prognose. Nach Einschätzung der OECD gehen immer mehr Entwicklungshilfemittel an Staaten mit mittlerem Einkommen, insbesondere in Asien. Davon profitieren etwa Indien, Jordanien und Pakistan. Währenddessen müssen zwei Drittel der besonders hilfsbedürftigen Länder im südlichen Afrika 2017 mit deutlich weniger Unterstützung rechnen als 2014.

„Entwicklungshilfegelder bleiben wesentlich für die ärmsten Länder der Welt“, erklärte auch der Chef des OECD-Wirtschaftsausschusses, Erik Solheim. „Wir müssen den Trend umkehren.“ Die zuständigen Minister der OECD hätten sich kürzlich verpflichtet, den ärmsten Ländern mehr Entwicklungshilfe zur Verfügung zu stellen. Staatliche Entwicklungshilfe sei in diesen Ländern Voraussetzung für höhere privatwirtschaftliche Investitionen und höhere Steuereinnahmen.

Von Christoph Arens (KNA)