Hoffen auf Paris

Hoffen auf Paris

Klimawandel ‐ Mit Spannung blicken Hilfswerke, Umweltorganisationen und Kirchenvertreter auf die Weltklimakonferenz, die am Montag in Paris beginnt. Ihre Erwartungen an den UN-Gipfel sind hoch - und das zu Recht, meint die Klima-Expertin Sina Brod. In einem Gastbeitrag verrät die Mitarbeiterin der Klima-Kollekte, wie die Kirchen vor der richtungsweisenden Konferenz in Paris mobil machen.

Erstellt: 26.11.2015
Aktualisiert: 26.11.2015
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In Paris beginnt am 30. November 2015 die 21. Klimakonferenz der Vereinten Nationen, die so genannte „Conference of the Parties“ (COP 21). Die 194 Vetragsstaaten verhandeln dann ein verbindliches Nachfolgeabkommen des Kyoto-Protokolls. Einer der Schwerpunkte der Verhandlungen ist neben den verbindlichen Reduktionsmaßnahmen das Thema „Anpassung an den Klimawandel“.

Als starke zivilgesellschaftliche Akteure verfolgen Kirchen weltweit aufmerksam die Verhandlungen vor und während der COP 21 in Paris. Kirchliche Initiativen nutzen ihre Netzwerke, um weite Teile der Bevölkerung für den Klimaschutz zu sensibilisieren. Ein ökumenisches Bündnis aus Landeskirchen, Diözesen, christlichen Entwicklungsdiensten, Missionswerken und (Jugend-) Verbänden, Einzelpersonen und Jugendgruppen pilgerte vom 13. September an von Flensburg in Richtung Paris sowie von Ludwigshafen nach Metz. Entlang der Route fanden zahlreiche Veranstaltungen statt, die Interessierte auf das Thema Klimagerechtigkeit aufmerksam machten. Diese öffentliche Präsenz im Vorfeld der Verhandlungen untermauert die Forderungen der Kirchen.

Forderung der Kirchen

In einer gemeinsamen Erklärung regen die weltweit vertretenen Religions- und Glaubensgemeinschaften an, die individuelle und strukturelle Transformation neu zu denken und generationenübergreifende Verantwortung zu zeigen. Die Kirchen verlangen konkrete Maßnahmen zum Schutz des Klimas und stellen Klimagerechtigkeit in den Mittelpunkt, weil die Folgen des Klimawandels die Armen und Schwachen besonders stark treffen. Aktivitäten zur Anpassung an den Klimawandel unterstützen besonders gefährdete Menschen in Regionen, die von den Folgen des Anstiegs des Meeresspiegels, von Dürren und extremen Wetterereignissen wie Stürmen betroffen sind.

Der Appell der kirchlichen Vertretungen richtet sich an die 20 wichtigsten Industrieländer der Welt (G20) und andere Staaten mit hohen Treibhausgasemissionen, diese maßgeblich zu verringern. Nur dann haben die gefährdetsten Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern eine Chance auf Anpassung an den Klimawandel. Die Präsidentin von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, Cornelia Füllkrug-Weitzel, sagte zur Übergabe der Erklärung an die Leiterin des UNFCC-Sekretariats in Bonn: „Wir fordern alle Regierungen auf, sich zur Beendigung der Nutzung fossiler Energien und zu einer emissionsfreien Energiewirtschaft bis zur Jahrhundertmitte zu verpflichten. Darüber hinaus fordern wir mehr Investitionen in den weltweiten Schutz vor Klimarisiken.“ Diese Ansprüche schließen auch ein klimaschonendes Handeln der christlichen Kirchen selbst ein.  

Engagement der Kirchen – Klima-Kollekte

Bild: © Püschner/Brot für die Welt

Die katholischen und evangelischen Kirchen Deutschlands gehen in ihren Häusern bereits große Schritte in Sachen Klimaschutz: Öko-faire Beschaffung, Energieeffizienzmaßnahmen und der Einsatz von erneuerbaren Energien sind in einigen Teilen der Bistümer und Landeskirchen zum Alltag geworden. Beispielsweise reduzierte der deutsche Katholikentag die Emissionen der Großveranstaltung aus den Bereichen Mobilität der Gäste, Verpflegung, Papierverbrauch  und Energie. Die unvermeidbaren Emissionen wurden 2014 mit dem kirchlichen Anbieter Klima-Kollekte kompensiert; auch 2016 ist dies vorgesehen. Die Einnahmen der Klima-Kollekte fördern innovative Techniken wie zum Beispiel den Einsatz von Photovoltaik auf Hütten der Gruppe der Dalits, der so genannten „Unberührbaren“, im indischen Bundesstaat Karnataka. Der Einsatz von Solarlampen in 1.646 Dörfern im Distrikt Tumkur  ersetzt Kerosinlampen, wodurch eine Einsparung von 14.323 Tonnen Kohlendioxid  in der Projektlaufzeit von 2008 bis 2018 erzielt werden soll. Diese Projekte fördern die Reduktion von Emissionen und bekämpfen Armut gleichermaßen. Darin liegt der Schlüssel: Klimagerechtigkeit.

Was folgt auf Paris?

Der Erfolg des Pariser Klimagipfels lässt sich im Anschluss an ambitionierten und verbindlichen Klimazielen ablesen, beispielsweise an Reduktionsmaßnahmen und an der Bekräftigung der zugesagten jährlichen Klimafinanzierung von 100 Milliarden Dollar ab 2020. So kann gemäß des Verursacherprinzips Klimagerechtigkeit erreicht werden: Länder, die die Hauptverantwortung an der globalen Erwärmung tragen, sind verantwortlich, für die Folgen und Schäden des Klimawandels einzustehen. Bedeutender wird jedoch die verpflichtende Umsetzung, um die Ziele zu erreichen und damit keine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufkommen zu lassen.

Von Sina Brod, Klima-Kollekte

© weltkirche.katholisch.de