„Es kann alles passieren“
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„Es kann alles passieren“

Spendenaktion ‐ Mitte April beginnt für Ernest Roig Campi und Jakob Steinkuhl das bisher größte Abenteuer ihres Lebens: eine Radtour von Deutschland nach Vietnam. Auf ihrer Reise werden sie Einrichtungen der Salesianer Don Boscos besuchen und unterstützen. Im Interview sprechen sie über sportlichen Ehrgeiz, Chancengerechtigkeit und einen lange gehegten Traum.

Erstellt: 08.03.2016
Aktualisiert: 08.03.2016
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Vor der imposanten Kulisse des Kölner Doms wird am 10. April der Startschuss fallen. Dann schwingen sich Ernest Roig Campi und Jakob Steinkuhl auf ihre Räder und beginnen das bisher größte Abenteuer ihres Lebens: eine Radtour von Deutschland nach Vietnam. 15.000 Kilometer wollen die gelernten Krankenpfleger in 15 Monaten zurücklegen und dabei Einrichtungen der Salesianer Don Boscos besuchen. Im Interview sprechen sie über sportlichen Ehrgeiz, Chancengerechtigkeit und einen lange gehegten Traum.

Frage: Rund 15 Monate lang werdet ihr jeden Tag auf das Rad steigen, um Spenden für Don Bosco Straßenkinder zu sammeln und Projekte der Salesianer zu besuchen. Wie kam es zu dieser Idee?

Jakob: Es war schon immer mein Traum, eine Weltreise mit dem Fahrrad zu machen. Ursprünglich wollte ich von Köln nach Südafrika fahren. Als ich Ernest während meiner Ausbildung als Krankenpfleger kennenlernte und ihm von der Idee erzählte, war er direkt Feuer und Flamme. In den letzten Jahren wurde die Lage in vielen afrikanischen Ländern jedoch zunehmend unsicherer,  z. B. durch die Ebola-Epidemie oder durch die Terroranschläge der islamistischen Gruppe Boko Haram. Aus Sicherheitsgründen haben wir uns schließlich dazu entschieden, durch Asien nach Vietnam zu reisen.

Frage: Welche Verbindung habt ihr zu den Salesianern Don Boscos?

Jakob: Nach dem Abitur habe ich ein Jahr als Freiwilliger in einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos in Osttimor gearbeitet. Das ist ein kleiner Inselstaat in Indonesien. Dort habe ich in einem Projekt für Waisenkinder mitgeholfen; Religion und Sport unterrichtet und auf die Jungs aufgepasst. In dieser Zeit habe ich meine Berufung gefunden, nämlich eine Ausbildung als Krankenpfleger zu machen und danach Medizin zu studieren. Vor diesem Hintergrund ist die Radtour auch eine Art „Dankeschön“ an die Salesianer.

Ernest: Ich habe die Don Bosco Familie durch Jakob kennengelernt. Er erzählt viel von seinem Freiwilligendienst in Osttimor. Diese Begeisterung hat mich angesteckt. Die Idee, unsere Radtour mit sozialem Engagement für Don Bosco zu verbinden, hat mir daher sofort gefallen. Der Orden leistet weltweit eine tolle Arbeit.

Bild: © Don Bosco Mission

Frage: Welche Einrichtungen der Salesianer werdet ihr auf der Reise besuchen?

Ernest: Wir werden drei Projekte besuchen: zunächst eine Einrichtung des Ordens für Flüchtlinge in Istanbul und ein Projekt in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu, wo nach dem Erdbeben vor einem Jahr noch immer sehr viel zerstört ist. Hier wollen wir Hilfe leisten. Der dritte und letzte Einsatz ist in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, wo die Salesianer eine Gastronomieschule für benachteiligte Kinder und Jugendliche betreiben.

Frage: Die Salesianer Don Boscos legen ihren Schwerpunkt auf die Förderung von Kindern und Jugendlichen. War das auch ein Grund für euch, die Salesianer zu unterstützen?

Jakob: Wir beide sind in Europa in geregelten Familienverhältnissen aufgewachsen. Wir genießen eine gute Ausbildung und können später den Beruf ausüben, den wir möchten. Das alles wurde uns praktisch vor die Füße gelegt. Wir wünschen uns, dass alle Kinder und Jugendlichen weltweit dieselben Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben genießen.

Frage: Eure Route geht über die Alpen nach Kroatien, Griechenland und in die Türkei. Von dort radelt ihr am Schwarzen Meer entlang weiter nach Georgien, Turkmenistan bis nach China. Über Indien und Nepal erreicht ihr euer Ziel Vietnam. Wie habt ihr euch auf diese Mammut-Tour vorbereitet?

Ernest: Wir haben uns vor ungefähr zweieinhalb Jahren zu dieser Tour entschlossen. Durch Nebenjobs in der Alten- und Krankenpflege haben wir Geld angespart. Die konkrete Vorbereitung lief jedoch erst vor sechs Monaten an. Wir haben die Website www.pedalforhumanity.eu aufgesetzt, uns über die Visa-Formalitäten der einzelnen Länder informiert, Ausrüstung gekauft und Sponsoren gesucht.

Frage: Sammelt ihr für jeden geradelten Kilometer Spenden?

Jakob: Es gibt verschiedene Wege, wie wir die Salesianer Don Boscos unterstützen. Zum einen wollen wir über Facebook, Twitter und unsere Website den Namen „Don Bosco“ bekannter machen. Viele meiner Freunde kannten den Orden gar nicht. Zum anderen haben wir einen Button auf unserer Website, über den man direkt an die Salesianer Don Boscos spenden kann. Wir verwalten also das Geld nicht selbst, sondern die Spenden gehen direkt an Don Bosco.

Frage: Was wird die größte Herausforderung auf der Reise für euch sein?

Ernest: Es gibt zwei große Herausforderungen: einmal die physische. Für solch eine Reise braucht man eine sehr gute Kondition. In knapp einem Monat werden wir über die Alpen fahren. Das ist die erste große Etappe, wo wir unsere Grenzen austesten können. Zum anderen ist es auch eine psychische Herausforderung. Wenn man körperlich und psychisch am Limit ist, kommen die Tiefpunkte. Aus diesen muss man sich wieder befreien – auch mithilfe des anderen.

Frage: Wenn ihr 15 Monate in die Zukunft blickt: Wird euer Engagement für Don Bosco auch nach eurer Reise weitergehen?

Jakob: Da bin ich mir sicher. Meine Familie spendet schon seit Jahren für Don Bosco. Das werde ich im Rahmen meiner Möglichkeiten als Student weiterführen. Zudem bin ich als ehemaliger Freiwilliger immer noch stark in der Don Bosco Familie integriert. Es gibt regelmäßige Treffen der Don Bosco Volontäre, so dass der Kontakt hier auf gar keinen Fall abbrechen wird. Man gehört ein Leben lang zur Don Bosco Familie dazu.

Ernest: Der Start der Tour ist für mich zeitgleich auch ein Schlussstrich meines bisherigen Lebens in Deutschland. Ich lasse meine Wohnung und meine Arbeit hinter mir. Meine Zukunft ist komplett offen. Ich habe schon immer davon geträumt, als Krankenpfleger in einem Entwicklungsland zu arbeiten. Vielleicht ergeben sich durch die Radtour neue Perspektiven, zum Beispiel in einer Einrichtung der Salesianer Don Boscos. Aus diesem Grund ist die Reise auch so wichtig für mich: Möglicherweise entscheidet sich hier meine Zukunft. Es kann alles passieren.

Das Interview führte Lena Kretschmann.

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