Renovabis-Aktion nimmt Situation junger Menschen in den Blick
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Renovabis-Aktion nimmt Situation junger Menschen in den Blick

Hilfswerke ‐ Sie sind oft gut ausgebildet, können aber trotzdem keine Arbeit finden - die Lage von jungen Leuten in Osteuropa ist oft schwierig. Die Folge: Viele Jugendliche verlassen ihr Heimatland in der Hoffnung auf bessere Job-Perspektiven anderswo. Auf dieses Problem macht Renovabis mit seiner bundesweiten Pfingstaktion aufmerksam.

Erstellt: 08.04.2016
Aktualisiert: 08.04.2016
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Arbeitslosigkeit und Abwanderung: Die oft schwierige Situation junger Menschen in Mittel- und Osteuropa steht im Fokus der diesjährigen Pfingstaktion des katholischen Hilfswerks Renovabis. „Wenn junge Menschen sagen, wir lieben unser Land, aber unser Land liebt uns nicht zurück, dann ist es natürlich schwierig“, sagt Pressereferent Thomas Schumann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Und Geschäftsführer Gerhard Albert warnt in einem Themenheft zu der am 17. April beginnenden Pfingstaktion: Die Abwanderung sei für „die Entwicklung dieser Staaten eine echte Bedrohung“.

In dem Themenheft kommt etwa die 17-jährige Petra Pravdic zu Wort, die nach dem Abitur in Sarajevo ins Ausland gehen will: „Selbst mit besten Zeugnissen sind die Aussichten, eine Arbeit zu finden, ohne persönliche Beziehungen gleich Null.“

Kamila aus dem polnischen Nowy Sacz sagt, dass sie nach dem Abitur zu ihrem Freund wolle, der in England arbeite. Auch die 18-Jährige möchte dort Geld für ihr Studium verdienen, das sie später gemeinsam mit ihrem Freund in Polen absolvieren möchte. Und danach? Solle es für beide eine Zukunft in Nowy Sacz geben – „aber es kann ja viel passieren“.

„Selbst mit besten Zeugnissen sind die Aussichten, eine Arbeit zu finden, ohne persönliche Beziehungen gleich Null.“

—  Zitat: Petra Pravdic, Sarajevo

„Jugendliche brauchen Perspektiven“

Jezuit Abazi (21) aus Prishtina in Kosovo ist sich sicher: „Wir müssen uns hier im Land eine Perspektive schaffen.“ Er wolle nach seinem Jurastudium als Pflichtverteidiger für Mittellose arbeiten. Auch die 17-jährige Polin Aneta sieht ihre Zukunft in ihrem Land. „Ich bin verbunden mit dem Land und will trotz allem hier bleiben“, sagt sie Renovabis. „Ich würde gerne später eine Firma gründen."

Pressereferent Schumann mahnt: „Jugendliche im Osten Europas brauchen Perspektiven.“ In zahlreichen Ländern in der Region herrsche eine hohe Jugendarbeitslosigkeit – in Bosnien liege die Quote bei bis zu 80 Prozent. „Wir sind daran interessiert, für diese jungen Menschen Perspektiven zu schaffen.“ Das betreffe nicht zuletzt die Berufs- und Schulausbildung.

„Das wollen wir in diesem Jahr in Deutschland ein bisschen ins Bewusstsein bringen“, erläutert Schumann. Renovabis könne sich dafür einsetzen, dass sich Bedingungen in den betroffenen Ländern änderten. „Und wir können unsere Partner, auch die Bischöfe in diesen Ländern, unterstützen, dieses Anliegen mutig auch bei den Regierungen dort zu vertreten.“ Schumann betont, dass man sich für die jungen Leute einsetzen und sich das System ändern müsse – zum Beispiel mit der Bekämpfung von Korruption. Er appelliert an Politiker, junge Leute ernst zu nehmen.

Eröffnung der Pfingstaktion in Speyer

An der Eröffnung der Pfingstaktion in Speyer ist auch Jugendbischof Karl-Heinz Wiesemann beteiligt. Die Aktion endet zu Pfingsten am 15. Mai mit einer Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten zugunsten des Osteuropa-Hilfswerks. Bis dahin sind laut Renovabis in den Bistümern unter anderem Begegnungen von jungen Deutschen mit Gleichaltrigen aus Mittel- und Osteuropa geplant, um Informationen aus erster Hand zu erhalten. Das Motto der Aktion heißt denn auch passend: „Jung, dynamisch, chancenlos?“ – mit einem Fragezeichen.

Von Leticia Witte (KNA)

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Das Hilfswerk Renovabis

Das Hilfswerk Renovabis ist eine Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa. Es wurde 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von den deutschen Bischöfen gegründet. Seither gibt es jedes Jahr eine mehrwöchige bundesweite Renovabis-Pfingstaktion. Sie endet jeweils am Pfingstsonntag mit einer Kollekte in allen katholischen Gottesdiensten in Deutschland. Der lateinische Name des Hilfswerks bezieht sich auf eine Stelle in Psalm 104 der Bibel und bedeutet „Du wirst erneuern“. Die Organisation mit Sitz in Freising bei München unterstützt Projekte zur Erneuerung des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in den ehemals kommunistischen Ländern. Es vermittelt Partnerschaften und will darauf hinwirken, „dass Menschen in Ost und West voneinander lernen, miteinander glauben und so eine vertrauensvolle Nachbarschaft entsteht“. Seit seiner Gründung förderte Renovabis nach eigenen Angaben rund 21.000 Projekte in 29 Staaten Mittel-, Ost- und Südosteuropas mit mehr als 630 Millionen Euro. Das Spektrum reicht von kirchlich- pastoralen über sozial-karitative bis hin zu Bildungs- und Medienprojekten. Dabei steht die Hilfe zur Selbsthilfe im Vordergrund. Renovabis trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. (KNA)