Menschennähe statt strikter Verbote
Familiensynode ‐ Die Katholische Landvolkbewegung Deutschland (KLB) begrüßt die Aussagen des päpstlichen Schreibens zu Ehe und Familie „Amoris laetitia“. Auf seiner Bundesversammlung würdigte der Verband das Dokument als Plädoyer für Offenheit, Achtsamkeit und Menschennähe.
Aktualisiert: 26.04.2016
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Die Katholische Landvolkbewegung Deutschland (KLB) bewertet das Familien-Lehrschreiben „Amoris laetitia“ von Papst Franziskus als „Herausforderung für die Einzelnen und für die Kirche“. Das Ergebnis der beiden Familiensynoden in Rom sei „nicht ein Stereotyp der Idealfamilie, sondern eine herausfordernde Collage aus vielen unterschiedlichen Wirklichkeiten voller Freuden, Dramen und Träume“, erklärte die KLB bei ihrer Bundesversammlung Mitte April in Niederalteich.
Der Papst plädiere für eine umstrittene Verantwortung jedes Einzelnen basierend auf der eigenen Gewissensentscheidung. Diese Haltung begrüßte der katholische Verband. Mit „Amoris laetitia“ knüpfe Franziskus an die Reformanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils an, sich der Lebenswirklichkeit der Menschen zu nähern, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und diese in das Licht des Evangeliums zu stellen. Der Papst erteile damit all jenen eine klare Absage, die meinten, bestehende Regelungen seien blind und starr anzuwenden.
Begleitung von wiederverheiratet Geschiedenen
Die Katholische Landvolkbewegung würdigte auch die Haltung des Papstes gegenüber wiederverheiratet Geschiedenen. Für diese sei der Weg für Einzelentscheidungen freigemacht. „Vor allem die Ortskirchen werden hier zu verantwortungsvoller Hilfe und Begleitung von Menschen in schwierigen Situationen aufgefordert, um gerade jenen weiterhin die Teilhabe an der kirchlichen Gemeinschaft zu ermöglichen“, so der Verband.
Zugleich forderte die KLB die deutschen Bischöfe dazu auf, Pfarrer und Priester darin zu bestärken, die Barmherzigkeit gegenüber wiederverheirateter Geschiedenen individuell zu verwirklichen. „Wenn Papst Franziskus von den Seelsorgern großherzige Antworten verlangt und auffordert‚ ‚moralische Gesetze nicht wie Felsblöcke, die man auf das Leben von Menschen wirft‘, anzuwenden, wird deutlich, welchen Rang für ihn eine menschennahe Seelsorge hat“, so die KLB.
„Laudato Si“ als Plädoyer für eine bäuerliche Landwirtschaft
Auf ihrer Bundesversammlung in Niederalteich thematisierte die KLB auch die Umweltenzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus. „Die Erde hat Feuer am Dach. Es ist höchste Zeit, dass wir alle, jeder einzelne von uns, etwas tun!“, forderte der Moraltheologe Michael Rosenberger von der katholischen Privat-Universität Linz in seinem Vortrag über das päpstliche Schreiben.
Es bedürfe einer kulturellen Revolution mit dem Ziel, ein starkes Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Güter wie Boden, Wasser und Luft allen Menschen gehörten und dem Allgemeinwohl dienten.
Der bäuerlichen Landwirtschaft käme dabei eine Schlüsselrolle zu, betonte der Moraltheologe. In Abwendung von der aktuell vorherrschenden konventionellen Landwirtschaft bedürfe es einer stärkeren Ökologisierung. Spritz- und Düngemittel müssten reduziert und die Suche nach alternativen Möglichkeiten, Pflanzenwachstum zu fördern und Pflanzen zu schützen, müsse intensiviert werden. „Die Vielfalt der Arten und die Bodenfruchtbarkeit muss gestärkt werden“, unterstrich Rosenberger.
Zudem sei ein sorgsamer und gerechter Umgang mit Tieren äußerst wichtig. Dabei liege die zentrale Verantwortung in erster Linie beim Verbraucher. „Wenn wir dem Tier bessere Bedingungen schaffen wollen, dann muss Fleisch um das zwei- bis dreifacher teurer werden. Gleichzeitig muss der Fleischkonsum zurückgehen“, machte der Theologe in seinem Vortrag auf der KLB-Bundesversammlung deutlich. (lek/KLB)
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