Weltweit solidarisch mit Flüchtlingen

Weltweit solidarisch mit Flüchtlingen

Katholikentag ‐ Auf dem Katholikentag in Leipzig schlugen die sechs katholischen Hilfswerke Alarm: In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisierten sie, dass die Lage von Flüchtlingen weltweit immer schlechter werde. Aber nicht nur für die Hilfswerke spielte das Thema Flüchtlinge eine zentrale Rolle auf dem Katholikentag.

Erstellt: 30.05.2016
Aktualisiert: 30.05.2016
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Die sechs katholischen Hilfswerke haben auf das Schicksal „der grundlegend benachteiligten Flüchtlinge“ aufmerksam gemacht. In einem gemeinsamen Papier kritisieren sie eine „immer schlechter werdende Versorgungslage und zunehmende Perspektivlosigkeit in den Flüchtlingslagern“. Der Text wurde am Freitag auf dem Katholikentag in Leipzig vorgestellt.

Darin heißt es: „In der aktuellen Debatte gerät oft in Vergessenheit, dass die meisten Flüchtlinge sich nicht auf den Weg nach Europa machen, sondern nahe ihrer Heimat Schutz suchen.“ In der EU lebten 3,9 Prozent der derzeit 60 Millionen Flüchtlinge weltweit. Es komme darauf an, sich entschieden „für die Anliegen der vor Krieg und Gewalt Zuflucht suchenden Menschen“ einzusetzen.

Zugleich betonen die Unterzeichner, Deutschland sei durch die deutlich gestiegene Zahl der Flüchtlinge in vielerlei Hinsicht herausgefordert. Zahlreiche Menschen hätten bereits Schutz gefunden und erhofften sich hier ein sicheres Leben „ohne Bedrohung und Überlebenskampf“.

Den Grundsätzen des gerechten Friedens folgen

Das Papier erschien zum „Tag des Flüchtlings“, der am Freitag auf dem Katholikentag begangen wurde. Es handelt sich um eine gemeinsame Initiative der katholischen Hilfswerke Adveniat, Misereor, Deutscher Caritasverband, Renovabis, Missio und „Die Sternsinger“.

In dem Text wird betont: „Wir weltkirchlichen Hilfswerke fordern und unterstützen eine nationale und internationale Politik, die den Grundsätzen des ‚gerechten Friedens‘ folgt und die Rechte der Zivilbevölkerung achtet.“ Entsprechend ihrer unterschiedlichen Aufträge stellten die Organisationen umfangreiche Angebote für Flüchtlinge in den Krisenregionen zur Verfügung.

„Zahlreiche dieser Hilfsprojekte verstehen sich darüber hinaus auch als Beitrag zur Minderung von Fluchtursachen“, heißt es weiter. Im vergangenen Jahr hat allein die katholische Kirche in Deutschland 115 Millionen Euro an außerordentlichen Mitteln für Flüchtlingshilfen im In- und Ausland zur Verfügung gestellt.

Katholikentag stellt sich hinter Flüchtlinge

Neben den Hilfswerken riefen noch weitere prominente Vertreter aus Kirche und Politik auf dem Katholikentag zu einem stärkeren Einsatz für Flüchtlinge auf. Bundestagspräsident Norbert Lammert mahnte hierbei mehr Solidarität in Deutschland und Europa an. „Wir müssen nach außen solidarisch sein mit allen, die vor Gewalt fliehen müssen, und wir müssen untereinander solidarisch sein, indem wir die Lasten gleichmäßig verteilen“, so Lammert. Fatalerweise führe das Versagen auf der einen Seite oft dazu, dass auch die andere abgelehnt werde: „Ich finde es deprimierend, dass zu viele in Europa die Solidarität mit Flüchtlingen im eigenen Land verweigern, nur weil die äußere Solidarität auf unserem Kontinent nicht funktioniert“, so der Parlamentspräsident.

Auch Kardinal Reinhard Marx mahnte beim Abschlussgottesdienst zum Katholikentag am Sonntag eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik an. An der europäischen Grenze dürften nicht jedes Jahr tausende Menschen ums Leben kommen, so der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Das dürfen wir nicht zulassen.“

Der Münchner Kardinal fügte hinzu: „Wenn jemand an unsere Grenzen kommt und in Not ist, dann wird er oder sie menschenwürdig behandelt.“ Aus christlicher Sicht gebe es in der Flüchtlingspolitik unverhandelbare Prinzipien. Weiter sagte Marx vor etwa 20.000 Gottesdienstteilnehmern: „Wir machen das Evangelium nicht abhängig von Meinungsumfragen oder Stimmungen.“ (lek/KNA)

© weltkirche.katholisch.de

Erklärung der Hilfswerke im Wortlaut

Flucht vor existentieller Bedrohung durch Verfolgung, aus Angst ums nackte Überleben, Verlust der Heimat durch Vertreibung, aber auch Migration auf der Suche nach einem besseren Leben prägen unsere Zeit – und dies in weltweit bislang nicht gekanntem Ausmaß. Angesichts der immer schlechter werdenden Versorgungslage und zunehmender Perspektivlosigkeit in den Flüchtlingslagern, suchen derzeit immer mehr Menschen aus den Krisenregionen des Mittleren Ostens und aus Afrika Zuflucht in Europa. Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass nach wie vor zwei Drittel aller weltweiten Flüchtlinge als Binnenvertriebene in ihren eigenen Landesgrenzen leben. In der EU leben 3,9 Prozent der aktuell 60 Millionen Flüchtlinge dieser Welt.

In Deutschland haben bereits viele Menschen Schutz gefunden. Sie erhoffen sich bei uns ein sicheres Leben in Würde und Freiheit ohne Bedrohung und Überlebenskampf. Unser Land ist durch die 2015 deutlich gestiegene Zahl der Flüchtlinge in vielerlei Hinsicht herausgefordert. Viele in Deutschland lebende Menschen – und darunter auch viele Haupt- und Ehrenamtliche in unseren kirchlichen Strukturen – helfen sehr engagiert den zu uns Gekommenen, sich zu orientieren, sich einzuleben und in unserer Mitte einzurichten.

Wenn auch die Aufgaben der weltkirchlichen Hilfswerke zuallererst die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort in ihren Ländern in den Blick nehmen und dort solidarisch Hilfe leisten, damit Menschen in ihrer Heimat eine menschenwürdige Perspektive behalten, setzen sich missio, Adveniat, Misereor, der Deutsche Caritasverband mit seinem Hilfswerk Caritas international, Renovabis und das Kindermissionswerk ‚Die Sternsinger‘ auch zugleich überall, also auch bei uns, mit Entschiedenheit für die Anliegen der vor Krieg und Gewalt Zuflucht suchenden Menschen ein. Die Kirche versteht sich aus der Botschaft Jesu heraus als Anwältin der Flüchtlinge und Schutzbedürftigen.

Beim Einsatz der Kirche für Flüchtlinge geht es um weltweite Solidarität. So stellen die kirchlichen Hilfswerke entsprechend ihrer unterschiedlichen Aufträge komplementär zueinander umfangreiche Angebote für Flüchtlinge in den Krisenregionen zur Verfügung. Zahlreiche dieser Hilfsprojekte verstehen sich darüber hinaus auch als Beitrag zur Minderung von Fluchtursachen.

Wir weltkirchlichen Hilfswerke fordern und unterstützen eine nationale und internationale Politik, die den Grundsätzen des ‚gerechten Friedens‘ folgt und die Rechte der Zivilbevölkerung achtet. In der aktuellen Debatte gerät oft in Vergessenheit, dass die meisten Flüchtlinge sich nicht auf den Weg nach Europa machen, sondern nahe ihrer Heimat Schutz suchen. Vor diesem Hintergrund haben die kirchlichen Hilfswerke ihr Engagement zur Unterstützung von Flüchtlingsprojekten im Ausland in letzter Zeit weiter intensiviert. Mit ihren Partnern vor Ort leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Schaffung menschenwürdiger Verhältnisse in den Flüchtlingslagern und zur Bekämpfung von Fluchtursachen.

Unterzeichnet wurde die Erklärung von den Präsidenten und Geschäftsführern der Hilfswerke: Monsignore Wolfgang Huber (Missio München), Prälat Dr. Klaus Krämer (Missio Aachen, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“), Prälat Bernd Klaschka (Adveniat), Monsignore Pirmin Spiegel (Misereor), Prälat Dr. Peter Neher (Caritas international) und Dr. Gerhard Albert (Renovabis).