Papst: Hunger ist nicht abstrakt
Hunger und Armut ‐ Erstmals hat mit Franziskus ein Papst den zentralen Sitz des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Rom besucht. Bei seiner Visite rief das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger auf. Zugleich beklagte er, dass die westliche Welt zunehmend „immun gegen die Tragödien der anderen“ werde.
Aktualisiert: 27.07.2022
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Erstmals hat mit Franziskus ein Papst den zentralen Sitz des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Rom besucht. Bei seiner Visite rief das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag zu mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Hunger in der Welt auf. „Dass heute, mitten im 21. Jahrhundert, viele Menschen unter dieser Geißel leiden, ist auf eine egoistische und schlechte Verteilung der Ressourcen zurückzuführen“, so der Papst.
In einer ersten Reaktion sagte der WFP-Leiter für Deutschland, Österreich und die Schweiz, Ralf Südhoff, der Besuch habe für die Arbeit der UN-Organisation einen „unschätzbaren Wert“. Das 1961 gegründete UN World Food Programme (WFP) ist die größte humanitäre Organisation der Welt und bekämpft den Hunger weltweit. 2014 unterstützte sie mehr als 80 Millionen Hungernde in 82 Ländern mit Ernährungshilfe. Das WFP finanziert sich ausschließlich aus Spenden von Regierungen, Unternehmen und Privatpersonen. Es beschäftigt weltweit mehr als 11.300 Mitarbeiter.
Franziskus beklagte, dass die westliche Welt zunehmend „immun gegen die Tragödien der anderen“ werde. Zugleich forderte er die WFP-Mitgliedstaaten auf, im Kampf gegen den Hunger „an einem Strang“ zu ziehen, und prangerte eine Verschwendung von Lebensmitteln an.
Lebensmittelhilfe statt Waffen
Weiter kritisierte er in seiner Ansprache bürokratische und politische Hindernisse. Es könne nicht sein, dass Lebensmittelhilfe von „verwickelten und unverständlichen politischen Entscheidungen, abwegigen ideologischen Ansichten oder unüberwindlichen Zollschranken“ behindert werde, gleichzeitig aber Waffen „mit einer großspurigen und nahezu absoluten Freiheit“ in vielen Teilen der Welt kursierten.
Weiter warnte Franziskus davor, nur noch abstrakt über „den Hunger“ zu reden. Er müsse vielmehr stets mit konkreten Gesichtern verbunden werden. „Wenn die Gesichter und die Geschichten fehlen, beginnen sich die Leben in Zahlen zu verwandeln, und so laufen wir allmählich Gefahr, den Schmerz der anderen zu bürokratisieren“, so der Papst.
Auch WFP-Vertreter Südhoff nannte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) als eine Kernbotschaft des Papstes sein Anliegen, das persönliche Schicksal des einzelnen Hungernden nicht zu vergessen. „Wir selbst sollen alles dafür tun, dass die tägliche Arbeit für eine Welt ohne Hunger auch in Zeiten von multiplen Krisen niemals eine Arbeit der Statistiken und Zahlen wird.“
© KNA