Ein Kind in rotem Kleid sitzt auf der steinigen Straße eines Flüchtlingslagers. Im Hintergrund stehen große Zelte mit dem Aufdruck UNHCR.
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Helfer pochen auf mehr Einsatz für Flüchtlinge

Weltflüchtlingstag ‐ Zum heutigen Weltflüchtlingstag haben Hilfsorganisationen einen verstärkten Einsatz für Gerechtigkeit angemahnt. Bislang sei die Globalisierung nicht fair gestaltet worden. Dies zwinge Menschen in die Flucht. Zudem üben die Experten Kritik an dem geplanten Migrationspakt zwischen der EU und afrikanischen Staaten.

Erstellt: 20.06.2016
Aktualisiert: 17.06.2016
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Zum heutigen Weltflüchtlingstag haben Hilfsorganisationen einen verstärkten Einsatz für Gerechtigkeit angemahnt. Bislang sei die Globalisierung nicht fair gestaltet worden, kritisierte der Vorstandsvorsitzende des entwicklungspolitischen Dachverbandes Venro, Bernd Bornhorst, am Freitag in Berlin.

So zerstörten etwa Agrarprodukte aus Europa die afrikanische Landwirtschaft, weil lokale Produzenten und Händler mit den Preisen nicht konkurrieren könnten. So würden Menschen dazu gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. „Wenn die EU Fluchtursachen wirksam angehen will, muss sie dazu beitragen, überall ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen“, mahnte Bornhorst.

Das Hilfswerk Missio in München wies darauf hin, dass Europa nicht die Hauptlast der globalen Flüchtlingskrise schultere. Dies täten die Menschen im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika und Asien, sagte der Chef des Internationalen Katholischen Missionswerks, Wolfgang Huber, am Donnerstag in München.

Nach wie vor lebten zwei Drittel aller Flüchtlinge weltweit als Binnenvertriebene in ihren eigenen Landesgrenzen. „Wir müssen ihnen helfen, dass sie in ihrer Heimat wieder eine Perspektive bekommen“, so Huber.

Kritik an EU-Plänen für Migrationspakt mit afrikanischen Ländern

Das katholische Missionswerk Missio in Aachen kritisierte die Pläne der EU, mit sieben afrikanischen Ländern, Jordanien und dem Libanon einen Migrationspakt abzuschließen. Gegen Geldzahlungen sollen diese Länder Migration eindämmen und Flüchtlinge zurücknehmen, die auf kein Asyl in Europa hoffen können. „Das wird die Flüchtlingsproblematik in keiner Weise lösen. Europa will sich abschotten, ohne die Ursachen der Migration zu bekämpfen“, sagte Klaus Krämer, Präsident von Missio Aachen.

Auch das Entwicklungshilfswerk Misereor kritisierte die Pläne für das neue „Migrations-Partnerschaftsabkommen“ der EU mit den afrikanischen Staaten. „Ich befürchte, dass dabei trotz gegenteiliger Beteuerungen die Menschenrechte und der Schutz von Migranten auf der Strecke bleiben“, so Misereor-Geschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon.

Misereor: Migration braucht Wege, keine Abwehr

Zudem wies das katholische Entwicklungshilfswerk anlässlich des Weltflüchtlingstags darauf hin, dass das Phänomen der Migration zunehmend negativ bewertet werde. Dies habe negative Folgen für die Migration innerhalb des afrikanischen Kontinents. „Auch in Afrika setzt sich nun offenbar mehr und mehr die europäische Sicht durch, dass Migration schädlich sei und Migranten nicht als Gewinn, sondern als Bedrohung wahrgenommen werden“, erläuterte Bröckelmann-Simon. Die bislang traditionell offene innerafrikanische Migrationspolitik werde durch die auf Migrationskontrolle und -abwehr gerichtete europäische Politik zunehmend in Frage gestellt.

World Vision warnte vor neuen Flüchtlingsströmen, sollte Kenia das Flüchtlingslager Dadaab schließen. Das unsichere Schicksal der betroffenen Kinder sei „kennzeichnend für Auswirkungen ungelöster Konflikte und zunehmender Notsituationen durch Klimaveränderungen“, mahnte die Organisation in Friedrichsdorf.

Andere Ansätze im Umgang mit humanitären Krisen forderte die Hilfsorganisation Care. Sie dürften nicht nur als Ausnahmezustand gesehen worden, für den kurzfristig Gelder und Personal bereitzustellen seien. Oft resultierten aus punktuellen Krisen chronische Mangelsituationen, so Care-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. „Not- und Übergangshilfe müssen besser ineinandergreifen und langfristiger geplant werden.“ (lek/KNA)

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