Jesuiten starten Online-Universität für Flüchtlinge
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Jesuiten starten Online-Universität für Flüchtlinge

Bildung ‐ Die Jesuiten in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich wollen globale Online-Kurse für junge Menschen in Krisenregionen schaffen. Auch Flüchtlinge in Deutschland sollen bald davon profitieren. Doch davor müssen noch einige Hürden genommen werden.

Erstellt: 28.09.2016
Aktualisiert: 28.09.2016
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Die Jesuiten wollen Benachteiligte und Flüchtlinge in aller Welt mit digitalen Bildungsprogrammen zu Führungskräften qualifizieren. Die drei Ordensprovinzen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich stellten am Dienstag in Genf das Projekt einer Online-Universität vor.

Es richtet sich an junge Frauen und Männer, die in Krisenregionen in Slums, entlegenen Dörfern oder Flüchtlingslagern aufwachsen. Sie sollen in multiethnischen und multireligiösen Lerngruppen dafür ausgebildet werden, sich vor Ort für eine friedliche Entwicklung einzusetzen, erklärte der Schweizer Jesuiten-Provinzial Christian Rutishauser.

Der Pater ist auch Präsident des in Genf angesiedelten Projekts „Jesuit Worldwide Learning“ (JWL). Die Stadt beherbergt zugleich mehrere Organisationen der UNO. Über ihren Flüchtlingsdienst und ihre Universitäten in den USA haben die Jesuiten nach eigenen Angaben seit 2010 Studienprogramme für rund 4.000 Flüchtlinge organisiert. Künftig sollen Hochschulen aus allen Erdteilen eingebunden sein.

In Flüchtlingscamps und an weiteren Brennpunkten im Nahen und Mittleren Osten, Südostasien, den USA und Afrika bietet das E-Learning-Projekt der Jesuiten Geflüchteten und Benachteiligten mit Computerlernplätzen und Online-Kursen unter anderem die Möglichkeit, ein Diploma of Liberal Studies einer US-Universität zu erwerben. Als Europabüro fungiert die von den deutschen Jesuiten getragene Hochschule für Philosophie (HfPh) in München.

Gemeinsam lernen – die Welt verändern

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Der Leitspruch der Online-Universität lautet „Learning together – transforming the world“ (gemeinsam lernen – die Welt verändern). „Wir holen nicht die Klugen aus ihrem Umfeld heraus und bringen sie an eine Eliteuni, sondern wir kommen umgekehrt zu ihnen“, beschreibt JWL-Geschäftsführer Pater Peter Balleis den neuen Ansatz. Schon mit der Summe von 1.500 US-Dollar (umgerechnet 1.334 Euro) lasse sich ein Studienplatz für ein Jahr finanzieren.

Laut Balleis studierten derzeit 348 Menschen aus 20 Nationen in sieben Ländern gemeinsam online, um ein Diploma zu erwerben. Darunter seien Männer und Frauen aus Flüchtlings-Camps in Kenia und Afghanistan ebenso wie Benachteiligte aus der New Yorker Bronx. „Mehr als 3.000 weitere Menschen machen auch an anderen Standorten aktuell Sprachkurse und nutzen berufsbildende Angebote. Wir wollen diese Zahlen noch deutlich steigern“, stellt der JWL-Geschäftsführer klar.

Studienorte in Deutschland geplant

Das Regionalbüro in München treibe die akademische Vernetzung mit Institutionen in Europa voran und entwickele Kursangebote zunächst zu den Themen Umweltbildung und Konfliktmediation, teilte die HfPh am Dienstag mit. Neben ihr steuerten auch weitere Universitäten im In- und Ausland Inhalte bei. Langfristig wolle die HfPh zudem ein Online-Studienprogramm mit einem europaweit anerkannten Bachelor-Abschluss schaffen sowie JWL-Studienorte auch in Deutschland einrichten.

Der Präsident der Münchner Ordenshochschule, Johannes Wallacher, machte deutlich, dass hierzu noch die notwendigen Rahmenbedingungen fehlten. „Damit aus dieser Vision für Flüchtlinge und Marginalisierte in Bayern eine reale Chance wird, müssen die entsprechenden politischen Stellen mutig die richtigen Entscheidungen treffen“, gab das Gründungsmitglied im Trägerverein von JWL für die Deutsche Jesuiten-Provinz zu bedenken. (lek/KNA)

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