Weltsiedlungsgipfel beendet  – „Richtschnur“ für Stadtentwicklung

Weltsiedlungsgipfel beendet – „Richtschnur“ für Stadtentwicklung

Weltsiedlungsgipfel ‐ Mit der Verabschiedung der „New Urban Agenda“ endete am Donnerstagabend in Ecuadors Hauptstadt Quito die dritte Weltsiedlungskonferenz „Habitat III“. Die neue Stadtentwicklungs-Agenda enthält große Visionen, verpflichtend ist sie allerdings nicht. Hilfswerke wie Misereor ziehen eine gemischte Bilanz.

Erstellt: 21.10.2016
Aktualisiert: 21.10.2016
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Die internationale Staatengemeinschaft hat sich nach Angaben der Bundesregierung „erstmals auf eine gemeinsame politische Richtschnur für die Stadtentwicklung der nächsten Jahrzehnte“ geeinigt. Mit der Verabschiedung der „New Urban Agenda“ endete am Donnerstagabend in Ecuadors Hauptstadt Quito die dritte UN-Weltsiedlungskonferenz „Habitat III“. In der „Agenda“ bekennen sich die UN-Mitgliedstaaten dazu, künftig bei politischen Maßnahmen die Städte stärker einzubeziehen.

„Die Schlüssel für eine nachhaltige und klimagerechte Welt liegen in den Städten“, betonte Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD). Dorthin ziehe es weltweit immer mehr Menschen. „Mit der neuen Stadtentwicklungs-Agenda bekennt sich die Staatengemeinschaft dazu, die Städte zu stärken“, so die Ministerin. Starke Kommunen seien besser in der Lage, Armut zu bekämpfen und den Klimaschutz voranzubringen.

„In den Städten entscheidet sich, ob nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz gelingen wird“, unterstrich auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU). „Wir wollen lebenswerte Städte, weltweit“, betonte er. Nur so könne man „den Klimakollaps, Elend, Gewalt und Flucht verhindern“. Die Bundesregierung war den Angaben zufolge durch Baustaatssekretär Gunther Adler in Quito vertreten.

Misereor zieht gemischte Bilanz

Hilfsorganisationen zogen eine gemischte Bilanz des Weltsiedlungsgipfels. Mit Blick auf die „New Urban Agenda“ sagte die Asienbeauftragte des katholischen Hilfswerks Misereor, Almuth Schauber, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Dokument sei „völkerrechtlich nicht verpflichtend“. Viele Menschen, mit denen sie bei der Konferenz gesprochen habe, seien „skeptisch, ob die Agenda die Visionen, die sie in Gang setzen möchte, erreichen“ könne. Als „existenzielle Zukunftsfrage für Städte und ihre Bewohner“ bewertet Schauber die Auswirkungen des Klimawandels. Gerade die Häufigkeit und Stärke der Taifune in Südostasien veranschauliche dies. „Armensiedlungen befinden sich häufig in Gefahrenzonen“, betonte Schauber. Die Expertin für globale Entwicklung gehörte der deutschen Delegation bei der UN-Konferenz an.

Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch kritisierte die Agenda als zu wenig konkret. „Messbare Ziele sowie Kriterien, um den Erfolg der Agenda zu überprüfen, fehlen völlig“, sagte die zuständige Referentin Lisa Junghans. „Inwiefern die Agenda also wirklich Städte bei der Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und größerer Lebensqualität unterstützt, muss sich noch zeigen.“ Insbesondere der Zivilgesellschaft werde in den kommenden Jahren eine tragende Rolle zukommen, damit die verabschiedeten Grundsätze und Prinzipien für künftige Stadtentwicklung Wirkung entfalten könnten.

© KNA

Weltsiedlungsgipfel „Habitat III“

Bis 2050 werden zwei Drittel der Menschheit in Städten wohnen, davon wiederum ein Großteil in Slums und Elendsvierteln. Dies und die Auswirkungen des Klimawandels standen im Fokus der Weltsiedlungskonferenz „Habitat III“ in Ecuadors Hauptstadt Quito. Die Mitglieder der UN-Vollversammlung berieten dabei unter anderem über die Erfordernisse für ein menschenwürdiges Wohnen und über urbane Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen der Erderwärmung, die bis Mitte des Jahrhunderts die Behausungen von weltweit rund 280 Millionen Menschen an Küsten und Flüssen bedroht. Verabschiedet werden sollte eine „New Urban Agenda“. Sie soll auch eine bessere Vernetzung der globalen Metropolen vorantreiben. Die jetzige Konferenz folgte auf Habitat I und II in Vancouver 1976 und in Istanbul 20 Jahre später. Dabei ging es vor allem um die Themen Wohnungsnot und Verslummung. Seit 2002 finden zudem alle zwei Jahre an wechselnden Orten sogenannte Weltstädteforen statt, auf denen sich internationale Experten über Probleme der Urbanisierung beraten. Erstmals stand nun bei einem Weltsiedlungsgipfel die Eindämmung und Bewältigung des Klimawandels auf dem Programm. (KNA)