G20-Finanzminister müssen Schuldenkrisen entgegenwirken
Bild: © KNA
G 20-Treffen

G20-Finanzminister müssen Schuldenkrisen entgegenwirken

Während die G20-Finanzminister tagen, stellen das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und das Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor in Baden-Baden den Schuldenreport 2017 vor. Dieser zeigt: Immer mehr Länder im Globalen Süden sind kritisch verschuldet. Darunter Brasilien, Barbados und Mosambik.

Erstellt: 17.03.2017
Aktualisiert: 13.09.2022
Lesedauer: 

Jürgen Kaiser, Politischer Koordinator von erlassjahr.de, stellt fest: „Der anhaltende Abwärtstrend ist besorgniserregend:116 Länder im Globalen Süden sind kritisch verschuldet. Das sind 33 mehr als noch vor zwei Jahren. In 69 dieser Länder hat sich die Situation im Vergleich zum Vorjahr weiter verschlechtert, in 48 Ländern hat sich seit 2011 kein einziger der untersuchten Indikatoren verbessert.“

Weit oben auf der Liste der kritisch verschuldeten Länder steht Barbados, „das wie viele kleine Insel-Entwicklungsstaaten eine wenig diversifizierte Wirtschaft hat und von den Auswirkungen des Klimawandels bedroht ist“, so Kaiser. „Kritisch ist die Situation auch in Staaten wie Mosambik und Ghana, die zum Aufbau ihrer Infrastruktur für den Rohstoffexport Kredite aufgenommen haben. Sie laufen durch die sinkenden Rohstoffpreise Gefahr, diese Kredite nicht zurückzahlen zu können.“ Von Überschuldung betroffen sind im Globalen Süden nicht nur vergleichsweise kleine und arme Staaten, sondern auch wirtschaftliche Schwergewichte wie Brasilien, mittelgroße Staaten wie Südafrika und Exporteure strategischer Rohstoffe wie Venezuela.

Faire Insolvenzverfahren gefordert

„Die Ergebnisse des Schuldenreports 2017 zeigen deutlich, dass immer mehr Länder auf dem Weg in eine neue Schuldenkrise sind“, warnt Klaus Schilder, Misereor-Experte für Entwicklungsfinanzierung. „Sie müssen die Möglichkeit bekommen, ihre Schulden durch ein faires Insolvenzverfahren auf ein tragfähiges Maß zu senken. Sonst besteht die Gefahr, dass sie nicht in der Lage sind, Armut zu überwinden, Menschenrechte zu verwirklichen und die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.“

Entwicklung braucht Entschuldung

Mit der Kampagne „Debt20: Entwicklung braucht Entschuldung – jetzt“ fordert erlassjahr.de die G20 deshalb auf, die wachsende Gefahr einer neuen Schuldenkrise endlich ernst zu nehmen und ihr durch entschiedenes politisches Handeln zu begegnen. Die Debt20-Kampagne wird von Misereor und 188 weiteren Organisationen unterstützt, darunter Hilfswerke, Landeskirchen und Diözesen, Weltläden und Eine-Welt-Initiativen.

Der jährliche Schuldenreport von erlassjahr.de und Misereor bietet eine Übersicht über die Situation verschuldeter Entwicklungs- und Schwellenländer und bewertet die Rolle Deutschlands als Gläubiger gegenüber diesen Ländern. Der Report 2017 formuliert zudem Forderungen an die G20 zum Thema Staatsverschuldung. Analysiert werden auch aktuelle Entwicklungen: Welche Auswirkungen haben die aktuellen Krisen in Mosambik und Venezuela? Wie ist die Rolle Indiens zu bewerten, das Geberland und Entwicklungshilfeempfänger zugleich ist? Inwieweit erfüllen Agrarfinanzierungen durch Investmentfonds in Subsahara-Afrika tatsächlich das Versprechen, Armut zu reduzieren?

Den aktuellen Schuldenreport erhalten Sie zum Download unter www.misereor.de/schuldenreport

© Misereor

Während die G20-Finanzminister tagen, stellen das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und das Werk für Entwicklungszusammenarbeit Misereor in Baden-Baden den Schuldenreport 2017 vor. Dieser zeigt: Immer mehr Länder im Globalen Süden sind kritisch verschuldet. Darunter Brasilien, Barbados und Mosambik.