
Kardinal Hummes streitet in Washington für Indigene
Amazonas ‐ Mit vier indigenen Völkern ist Kardinal Claudio Hummes nach Washington gereist, um mit ihnen für die Rechte aller ursprünglichen Völker im Amazonasgebiet zu streiten. Sie sprachen auch vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte.
Aktualisiert: 16.10.2017
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Mit vier indigenen Völkern ist der brasilianische Kardinal Claudio Hummes nach Washington gereist, um mit ihnen für die Rechte aller ursprünglichen Völker im Amazonasgebiet zu streiten. Als Präsident des panamazonischen, kirchlichen Netzwerks Repam, dem auch das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat angehört, will der brasilianische Kardinal demokratische Abgeordnete des US-Kongresses, die Amerikanische Bischofskonferenz, Nichtregierungsorganisationen und die Universitäten über die besorgniserregenden Entwicklungen im Amazonasgebiet informieren. Die Washingtonreise hat am 17. März begonnen und dauert zehn Tage.
Kardinal Hummes will zusammen mit den indigenen Völkern die Forderungen der Enzyklika „Laudato si‘“ von Papst Franziskus im Amazonasgebiet umsetzen. Dass dies die ganze Erde betrifft, konkretisiert Patricia Gualinga, Sprecherin des Dorfes Sarayaku aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet: „Wir sind nicht mehr die armen Indigenen, die man ausbeutet und isoliert. Wir wollen ein globales Bewusstsein schaffen, um unsere Territorien vor Ausbeutung zu bewahren und um Leben auf unserem Planeten auch in Zukunft zu ermöglichen.“
Indigene vor der Menschenrechtskommission
Beim Leben der Indigenen im Einklang mit der Natur handele es sich nicht um ein bisschen Folklore, betont Kardinal Hummes. Mit ihrer Art zu leben, schützten sie die Lunge der Erde. Denn im Amazonasgebiet würden rund ein Fünftel der Atemluft „gereinigt“ und lagerten ein Fünftel der weltweiten Trinkwasserreserven. „Wir können nicht warten, weil später zu spät ist – wir müssen jetzt beginnen“, sagte der enge Vertraute von Papst Franziskus. So haben vier Völker Amazoniens die an ihnen verübten Menschenrechtsverletzungen vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte beispielhaft vorgetragen.
In Ecuador etwa seien die Völker der Shuar und Kichwa nicht angehört worden, bevor Gold- und Kupferabbau-Konzessionen an eine chinesische Firma vergeben wurden. Und das, obwohl Ecuador die UN-Konvention ILO 169 unterschrieben habe, die dies in jedem Fall fordert. Die Folge: vergiftete Flüsse sowie die Vertreibung von Kleinbauern und Indigenen aus ihren Territorien.
Für den Leiter der Projekt-Abteilung von Adveniat, Thomas Wieland, erlebt die Internationale Gemeinschaft eine Zeitenwende: „Sämtliche Selbstverpflichtungen der Industrie und auch der Regierungen zum Schutz des Amazonasgebietes und seiner indigenen Völker sind gescheitert. Doch jetzt besteht die Hoffnung, dass die ursprünglichen Völker ihre Rechte und das Überleben Amazoniens verteidigen – zugunsten des gesamten Planeten. Sie sind mit ihrer Art zu leben die echten Umweltschützer.“
Die Indigenen dürften dabei nicht alleingelassen werden. „Repam zeigt, welche Kraft Netzwerke entwickeln können. Wir sind aufgerufen, die Völker Amazoniens solidarisch zu unterstützen – finanziell und mit einem gesellschaftlichen Bewusstseinswandel“, so der Experte. Wie sehr diese Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg überzeuge, zeige eine Entscheidung der Interamerikanischen Menschenrechtskommission: Sie behandele die Anliegen der indigenen Völker nicht mehr als Einzelfälle einzelner Länder, sondern als Anliegen des gesamten Amazonasgebiets.
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