Erzbischof: Rückkehr nach Mossul wird Jahre dauern
Irak ‐ Nach der Befreiung Mossuls kehren die Bewohner stunden- oder tageweise zurück in die Stadt. Dort finden sie eine Trümmerwüste vor. „Kirche in Not“ sprach mit dem syrisch-katholischen Erzbischof von Mossul, Yohanna Petros Mouche, über die Lage der Christen.
Aktualisiert: 24.07.2017
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Nach erbitterten monatelangen Kämpfen ist die irakische Metropole Mossul von der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) befreit. Vor der Eroberung lebten in der zweitgrößten Stadt des Irak nach lokalen Angaben über 25.000 Christen. In der umliegenden Niniveh-Ebene waren viele Dörfer mehrheitlich christlich besiedelt. Wie die Bewohner dort werden auch die Christen Mossuls nun zunächst stunden- oder tageweise zurückkehren. Dort finden sie eine Trümmerwüste vor. „Kirche in Not“ sprach mit dem syrisch-katholischen Erzbischof von Mossul, Yohanna Petros Mouche, über die Lage und die Zukunftsaussichten der Christen.
Frage: Herr Erzbischof, wie haben Sie die Befreiung von Mossul erlebt?
Erzbischof Yohanna Petros Mouche: Nach drei Jahren des Krieges, der Vertreibung und des Todes können wir endlich wieder Hoffnung schöpfen! Mossul ist offiziell vollständig befreit, auch wenn sich an manchen Orten noch IS-Anhänger versteckt halten. Aber ich bin sicher, dass man sie bald ausfindig machen wird. Ich hoffe, dass sich dann auch die Einstellung der Bewohner ändert, die sich von der islamistischen Ideologie haben verführen lassen. Für uns syrisch-katholische Christen im Irak ist die Befreiung Mossuls ein besonderer Grund zur Freude: Denn die Mehrheit der Gläubigen meiner Diözese lebte rund um Mossul.
Frage: Wann werden die Christen zurückkehren können?
Erzbischof Yohanna Petros Mouche: Das wird noch einige Zeit dauern, vielleicht Jahre. Momentan ist es unmöglich, dauerhaft hier zu leben. Denn Mossul ist vollständig zerstört. Die Christen werden jetzt nach und nach stundenweise herkommen, um nach ihren Häusern zu sehen.
Für viele ist die Rückkehr in die Niniveh-Ebene eine Alternative. Die christlichen Dörfer dort sind zwar auch zerstört, aber der Wiederaufbau hat schon begonnen – dank der Hilfe von „Kirche in Not“.
Frage: Der IS ist zwar geschlagen, aber das ist nicht das Ende des Islamismus. Wie kann man, abgesehen von militärischen Maßnahmen, den Terror noch bekämpfen?
Erzbischof Yohanna Petros Mouche: Das ist ja das Schwierige: Es muss gelingen, die Einstellung der Menschen zu ändern. Krieg ist keine dauerhafte Lösung. Seit 1958 gab es immer wieder Krieg im Irak. Wir haben alle genug davon. Es muss auch weiterhin möglich sein, dass Christen und Muslime zusammenleben. Früher war das kein Problem. Wir müssen jetzt wieder lernen, im Frieden miteinander zu leben.
Frage: Sie haben den Wiederaufbau in der Niniveh-Ebene angesprochen, den „Kirche in Not“ maßgeblich unterstützt. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Erzbischof Yohanna Petros Mouche: Einige Familien sind bereits in die Niniveh-Ebene zurückgekehrt. Mit der Hilfe von „Kirche in Not“ werden sie ihre Häuser wiederaufbauen können. Manche haben schon Arbeit gefunden. Handwerksbetriebe, Geschäfte und Lokale öffnen nach und nach wieder. Die syrisch-katholischen Christen sind die am stärksten betroffene christliche Gruppe. Ihr Anteil an den Flüchtlingen im Nordirak liegt bei 60 Prozent. Sie brauchen viel Mut, um jetzt wieder ganz von vorne anzufangen!
© Kirche in Not/cze