Jubiläum in Tschenstochau
Polen ‐ Im polnischen Nationalheiligtum in Tschenstochau hat die katholische Kirche den 300. Jahrestag der Krönung der Ikone der Schwarzen Madonna gefeiert. Bei der Dankmesse am Samstag würdigte Papst Franziskus in einer Videobotschaft das Bildnis der Gottesmutter.
Aktualisiert: 28.08.2017
Lesedauer:
Im polnischen Nationalheiligtum in Tschenstochau hat die katholische Kirche den 300. Jahrestag der Krönung der Ikone der Schwarzen Madonna gefeiert. Bei der Dankmesse am Samstag unter freiem Himmel vor dem Paulinerkloster auf dem Hügel Jasna Gora würdigte Papst Franziskus in einer Videobotschaft das Bildnis der Gottesmutter von Tschenstochau.
Es zeige Maria nicht als ferne Königin, die auf einem Thron sitze, sondern als Mutter, die ihren Sohn umarme und „mit ihm uns alle, ihre Kinder“, so der Papst. „Das ist eine echte Mutter mit einem verwundeten Gesicht, eine Mutter, die leidet, die sich die Probleme in unseren Leben wirklich zu Herzen nimmt.“
An dem Gottesdienst nahmen fast alle Bischöfe Polens, Staatspräsident Andrzej Duda und Ministerpräsidentin Beata Szydlo sowie nach Angaben des Klosters mehr als 100.000 Gläubige teil. Als Dank für die Hilfe Marias im Kampf gegen die protestantischen Schweden hatte Polens König Johann II. Kasimir die Gottesmutter am 26. August 1656 zur Königin Polens erklärt. Papst Clemens XI. ließ an der Ikone am 8. September 1717 eine Krone anbringen. Bis heute wird Maria landesweit in jeder Messe als polnische Königin angesprochen.
Es sei „eine große Ehre, eine Königin als Mutter zu haben“, und „eine noch größere Freude zu wissen, dass man eine Mutter als Königin hat“, so der Papst. Wenn Tschenstochau im polnischen Herzen sei, dann besitze Polen ein mütterliches Herz. Zudem bedeute es, dass die Menschen mit der Gottesmutter verbunden seien.
Der polnische Primas, Erzbischof Wojciech Polak, kritisierte in seiner Predigt indirekt die umstrittene Justizreform der nationalkonservativen Regierung. „Lasst uns die verfassungsmäßige Ordnung, die unser Zusammenleben und unsere Koexistenz garantiert, respektieren und nicht überstrapazieren oder gar umgehen“, sagte Polak. Er mahnte, die gesellschaftliche Ordnung dürfe „nicht gedankenlos zerstört werden“. Notwendig sei ein „echter und aufrichtiger Dialog“, um Lösungen zu suchen, „die nicht gegen wen auch immer gerichtet sind“. Reformen von Institutionen müssten den Menschen „Gutes und Gerechtigkeit“ bringen.
Zugleich appellierte der Primas an seine Landsleute, Schwachen, Verfolgten, Migranten und Flüchtlingen zu helfen. Dabei erinnerte er an den Aufruf von Papst Johannes Paul II. (1978-2005) zum Bau eines gemeinsamen Hauses für ganz Europa, in dem „solidarische Liebe“ und gegenseitiges Verständnis herrsche.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, wiederholte gemeinsam mit den Gläubigen ein aus dem Jahr 1956 stammendes Gelübde. Darin wird Maria als Königin Polens die Treue zu Gott, der Kirche und Polen versprochen.
Die Schwarze Madonna von Tschenstochau wird laut Kirchenangaben jedes Jahr von etwa 4,5 Millionen Menschen aufgesucht. Franziskus hatte vor der Ikone im Juli 2016 gebetet, als er Polen zum katholischen Weltjugendtag in Krakau besuchte.
Die Herkunft des Gnadenbildes ist unklar. Ungarische Ordensleute sollen es kurz nach Gründung des Klosters Ende des 14. Jahrhunderts in den heutigen Wallfahrtsort gebracht haben. Seit Jahrhunderten wird die Gottesmutter landesweit als Schutzpatronin Polens und die Ikone als Inbegriff für Glaubenstreue und Vaterlandsliebe verehrt.
© KNA