
Kirche fordert ethische Agrarpolitik
Fairer Handel ‐ Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn hat bei der Grünen Woche in Berlin eine stärkere Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ethischen Leitlinien gefordert. Der Umweltwissenschaftler Thomas Schmidt forderte unterdessen höhere Preise von Lebensmitteln.
Aktualisiert: 24.01.2018
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Der Münsteraner Weihbischof Stefan Zekorn hat eine stärkere Ausrichtung der europäischen Agrarpolitik an ethischen Leitlinien gefordert. So müsse in der Lebensmittelproduktion die Qualität an erster Stelle stehen, sagte er am Mittwoch auf der Berliner Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“. Dies dürfe nicht wegen des ebenfalls berechtigten Ziels vernachlässigt werden, bezahlbare Nahrungsmittel anzubieten. Der Umweltwissenschaftler Thomas Schmidt forderte unterdessen im KNA-Interview eine bessere Aufklärung und höhere Preise zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen.
Weihbischof Zekorn plädierte dafür, den Landwirten einen Lebensstandard zu ermöglichen, „der mindestens mit einem durchschnittlichen Lebensstandard der übrigen Bevölkerung eines Landes vergleichbar ist“. Dabei sei die ganze Bandbreite ihrer Leistungen zu berücksichtigen, wie deren Beiträge zu Naturschutz und Landschaftspflege.
Der Weihbischof rief zu einer gesellschaftlichen Debatte über einen ethisch verantwortbaren Umgang mit Tieren auf. Aus christlicher Sicht seien sie Mitgeschöpfe des Menschen. In diesem Zusammenhang sei die Frage der Biopatente und der „Grünen Gentechnik“ zu bedenken. Das europäische Biopatentrecht sei so zu präzisieren, „dass Pflanzen und Tiere einem Patentierungsverbot unterliegen, egal durch welches Verfahren sie entstanden sind“.

Die Landwirtschaft muss nach den Worten Zekorns überdies dem Aspekt der globalen Verantwortung Rechnung tragen. So sei es dringend notwendig, die einheimische Veredelung von Agrarprodukten vor allem in Afrika zu fördern, statt dort nur Rohstoffe auszubeuten und diese in Europa zu verarbeiten. Die reichen Länder dürften die armen zudem nicht länger mit Billigerzeugnissen wie Milchpulver „überschwemmen“.
Zekorn sprach auf Einladung katholischer Verbände für den ländlichen Raum und weiterer kirchlicher Institutionen. In der Deutschen Bischofskonferenz engagiert er sich in deren Kommission für weltkirchliche Fragen.
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