Jesuiten: Deutschland trägt Mitschuld an Armut in Afrika
Transparenz ‐ Deutschland profitiert von Steuertricksereien in Ländern Afrikas und hat somit eine Mitverantwortung für die Armut dort. Zu diesem Ergebnis ist ein deutsch-afrikanisches Forschungsprojekt der Jesuiten gekommen.
Aktualisiert: 19.03.2018
Lesedauer:
Deutschland profitiert von Steuertricksereien in Ländern Afrikas und hat somit eine Mitverantwortung für die Armut dort. Zu diesem Ergebnis ist ein deutsch-afrikanisches Forschungsprojekt der Jesuiten gekommen. „Afrika ist in der Tat ein reicher Kontinent. Dass afrikanische Staaten ihren Bürgern kein besseres Leben bieten können, ist auch in der Schuld reicher Länder wie Deutschland begründet“, sagte Dr. Jörg Alt SJ, für die Jesuitenmission Deutschland verantwortlich für das Forschungsprojekt, am Montag in einer Mitteilung.
Demnach mache die aktuelle internationale Steuerarchitektur reiche Staaten immer reicher: Viel Geld fließe auf dunklen Kanälen etwa aus Kenia und Sambia ab und finde über Steuerparadiese den Weg auch nach Deutschland, wo es lukrativ investiert werde. „Könnten afrikanische Staaten unerlaubte Kapitalabflüsse unterbinden und inländische Wertschöpfung angemessen besteuern, bräuchte Afrika keine Entwicklungshilfe mehr“, so Alt.
Die Jesuitenmission Deutschland, das Jesuit Centre for Theological Reflection (Lusaka/Sambia) und das Jesuit Hakimani Centre (Nairobi/Kenia) veröffentlichten am Montag Ergebnisse ihrer fünfjährigen Forschungskooperation zu den Zusammenhängen von Steuergerechtigkeit und Armut in Deutschland mit dem Schwerpunkt auf Bayern, Kenia und Sambia.
Das Forschungsprojekt macht aber auch Parallelen zwischen diesen Ländern aus: Erstens sind die Einkommens- und Vermögensungleichheit groß und wachsen. Die „Top-1%“ unterminierten über Lobbyismus, persönliche Bekanntschaften oder Korruption die Demokratie. Zweitens haben die Steuerbehörden der Länder in die realen Vermögensverhältnisse keinen Einblick und können entsprechend keine Besteuerung nach Leistungsfähigkeit durchsetzen. Drittens schaden der Studie zufolge private, betriebliche und kriminelle Großvermögen so dem Gemeinwesen und wälzen die Steuerlast auf andere ab.
© Jesuitenmission/cze