Adveniat: Deutschland muss mehr für Frieden in Mexiko tun
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Adveniat: Deutschland muss mehr für Frieden in Mexiko tun

Mexiko ‐ Anlässlich der Wahlen am Sonntag in Mexiko fordert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat von der deutschen Bundesregierung mehr Einsatz für den Frieden im Land. Zurzeit fördere Deutschland in dem Land beides: die friedlichen, aber auch die gewalttätigen Kräfte.

Erstellt: 28.06.2018
Aktualisiert: 28.06.2018
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Anlässlich der Wahlen am Sonntag in Mexiko fordert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat von der deutschen Bundesregierung mehr Einsatz für den Frieden im Land. Zurzeit fördere Deutschland in dem Land beides: die friedlichen, aber auch die gewalttätigen Kräfte.

„Auch die deutsche Bundesregierung muss sich entschieden für tiefgreifende rechtsstaatliche Reformen in Mexiko einsetzen“, forderte der Mexiko-Referent von Adveniat, Reiner Wilhelm, am Donnerstag in Essen. Das sei insbesondere im Rahmen der Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen zwischen Europäischer Union und Mexiko wichtig. 

Deutschland fördere mit seiner politischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit die friedlichen oder eben auch die gewalttätigen Kräfte. „Wer in ein Land wie Mexiko Waffen liefert, befeuert den Krieg, den die organisierte Kriminalität gegen die Menschen führt“, kritisiert Wilhelm. Aktuell müssen sich ehemalige Mitarbeiter der Rüstungsfirma Heckler & Koch vor Gericht verantworten. Zwischen 2006 und 2009 waren Tausende Sturmgewehre dieser Firma nach Mexiko geliefert worden. „Wer den Frieden in Mexiko fördern will, muss Solidarität mit den Opfern und den Friedensaktivisten exportieren“, so der Adveniat-Referent.

Am 1. Juli fänden die umfangreichsten Wahlen in der Geschichte Mexikos statt: Die fast 90 Millionen Wahlberechtigten entschieden über 18.299 Wahlämter auf nationaler, bundesstaatlicher und lokaler Ebene, darunter das Amt des Präsidenten, die Sitze aller Abgeordneten (500) und der Senatoren (128) des nationalen Kongresses, acht Gouverneure und der Regierungschef von Mexiko-Stadt. Erstmals seien unabhängige Präsidentschaftskandidaten zugelassen.

Nach Einschätzung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat steht bei den Wahlen in Mexiko der Frieden des Landes auf dem Spiel. „Die entscheidende Frage wird sein, wie der künftige Präsident die zentralen Themen Rechtsstaatlichkeit, innere Sicherheit, Bekämpfung der Korruption und des Drogenhandels, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung angehen will“, sagte Reiner Wilhelm.

„Politik und Gewalt spielen in Mexiko in einer Liga, weil die organisierte Kriminalität alle Bereiche des öffentlichen, wirtschaftlichen und politischen Lebens unterwandert und unter Kontrolle hat“, so Wilhelm weiter. Das Land werde von einer Welle der Gewalt heimgesucht, die sowohl die Zivilbevölkerung als auch die Verantwortlichen in der Politik unter sich begrabe. „Mit 29.168 Morden war 2017 das blutigste Jahr in der Geschichte der letzten zwei Dekaden. Seit Beginn des Wahlkampfes im September vergangenen Jahres sind mehr als 120 Politiker und Amtsanwärter ermordet worden“, so Wilhelm. „Die Straflosigkeit ist erschreckend hoch: 95 Prozent der Morde werden nicht geahndet.“

Adveniat unterstützt zurzeit über 150 Projekte mit rund 2,5 Millionen Euro in Mexiko. Förderschwerpunkte sind neben der Arbeit mit Migranten und der Indigenen-Pastoral Friedenserziehung und Gewaltprävention. Unterstützt werden beispielsweise die ganzheitliche Arbeit des Vereins „Las Hormigas“ mit dem Ziel, Kinder gewaltfrei zu erziehen und den Teufelskreis von „vererbter“ Gewalt zu durchbrechen; die Einrichtung eines kirchlichen Forschungszentrums zu gesellschaftlichen Fragen in Mexiko, das vor allem auch eine Statistik zur Gewaltsituation im Land erstellt; die Schulung von kirchlichen Mitarbeitern für die Friedensarbeit und die Beratung von Gewaltopfern durch das „Programm Lavadura – Wiederherstellung von Leben“.

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