Ex-Adveniat-Chef Dieter Spelthahn wird 80
Hilfswerke ‐ Seine Liebe zu Lateinamerika hat das halbe Leben von Dieter Spelthahn geprägt - ob als Priester in Argentinien oder später als Geschäftsführer von Adveniat. Auch mit 80 ist er dem Kontinent noch verbunden.
Aktualisiert: 02.07.2018
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Seine Liebe zu Lateinamerika hat das halbe Leben von Dieter Spelthahn geprägt - ob als Priester in Argentinien oder später als Geschäftsführer von Adveniat. Auch mit 80 ist er dem Kontinent noch verbunden.
Gelegentlich bezeichnet Dieter Spelthahn Argentinien als seine zweite Heimat. Dort wurde er zum Priester geweiht, dort verbrachte er zwölf Jahre, die seinen ganzen weiteren Lebensweg prägten. Am 10. Juli feiert der frühere Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat seinen 80. Geburtstag.
Dieter Spelthahn gehört der Gemeinschaft der Schönstätt-Patres an, einer Priestergemeinschaft innerhalb der Schönstättbewegung. Nach seinem Theologiestudium in Trier und München wurde er 1964 von seiner Gemeinschaft nach Argentinien entsandt und dort kurze Zeit später zum Priester geweiht. In La Plata und der Hauptstadt Buenos Aires war er vor allem in der Jugendarbeit tätig, engagierte sich mit der Gründung einer Niederlassung in Paraguay aber auch im Rahmen seiner Gemeinschaft. Seine Arbeit trug Früchte – bis heute ist in Paraguay ein Noviziat der Schönstatt-Patres.
Seine Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1976 fiel in die Zeit des Militärputsches. „Das waren bewegte Zeiten“, erinnert er sich. Sie waren auch grausam; aus nächster Nähe bekam er die Kämpfe zwischen Militär, Geheimdienst und Widerstand mit. Seine Sorge war groß, dass die Jugendlichen, mit denen er arbeitete, in die Guerilla abdriften könnten. Mehrere von ihnen wurden ermordet.
Die nächsten Jahre arbeitete er in den unterschiedlichsten Bereichen von Bildung und Pastoral, etwa als geistlicher Rektor und Dozent der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ im Bistum Essen und als Mitarbeiter des Apostolischen Nuntius in Bonn. Seine Kontakte nach Lateinamerika hielt er all die Jahre weiter aufrecht, ihm ging der Ruf eines Südamerika-Kenners voraus.
Das wusste auch der Essener Bischof, Kardinal Franz Hengsbach. Der war Vorsitzender von Adveniat. Als es die Stelle des Geschäftsführers neu zu besetzen galt, fiel seine Wahl auf Dieter Spelthahn.
Von jetzt an bestimmten viele Reisen sein Leben. „Ich musste alle Länder Lateinamerikas kennenlernen“, erzählte er einmal im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „In weiten Teilen wird zwar Spanisch gesprochen, aber es gibt riesige kulturelle Unterschiede. Die unterschiedlichen historischen Entwicklungen prägen bis heute Politik und Kirche.“ Vor allem musste er Kontakte knüpfen, sowohl zu den Bischofskonferenzen und Politikern der jeweiligen Länder, als auch zu den Menschen vor Ort. Die waren meistens arm, und genau diese „Bodenhaftung“ war entscheidend für seine Arbeit.
Denn wichtigstes Kriterium für die Projektförderung von Adveniat ist die Basis- und Armutsorientierung. Mit einem Spendenvolumen von 44,1 Millionen Euro und 2.164 bewilligten Projekten im Jahr 2017 ist Adveniat die europaweit größte Hilfsaktion für Lateinamerika und die Karibik. In Argentinien hatte Spelthahn weniger zu tun, die Kirche dort ist vergleichsweise wohlhabend. Den Erzbischof von Buenos Aires lernte er aber trotzdem kennen. Sein Name: Jorge Mario Bergoglio, heute bekannt als Papst Franziskus. Am Rande einer Konferenz plauderte man freundlich miteinander.
Als Geschäftsführer von Adveniat, 1989 bis 2004, war Spelthahn automatisch Mitglied in zahlreichen Gremien, unter anderem im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und in der deutschen Kommission Justitia et Pax. Die bietet mit ihren Exposure- und Dialogprogrammen Entscheidern aus allen gesellschaftlichen Bereichen die Möglichkeit, einen Blick über den Tellerrand zu werfen. An der Durchführung dieser Fortbildungs- und Dialogangebote war der Lateinamerika-Experte ebenfalls beteiligt.
Ein Höhepunkt für Spelthahn war seine Teilnahme an einer außerordentlichen Bischofssynode Ende 1991. Papst Johannes Paul II. hatte ihn persönlich als stimmberechtigtes Mitglied eingeladen – eine besondere Ehre und ein Ereignis von hohem Erinnerungswert.
Inzwischen ist Spelthahn endgültig im Ruhestand angekommen; als Subsidiar hilft er manchmal noch aus in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Sein Interesse an Lateinamerika ist immer noch groß – immerhin hat er sein halbes Leben in, mit und für den Kontinent verbracht.
© KNA