Bistum Limburg hat seine erste Heilige
Bistümer ‐ Das Bistum Limburg hat seine erste Heilige. Rund 1.500 deutsche Pilger reisten eigens aus diesem Anlass nach Rom.
Aktualisiert: 15.10.2018
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Das Bistum Limburg hat seine erste Heilige. Rund 1.500 deutsche Pilger reisten eigens aus diesem Anlass nach Rom.
Die Westerwälderin Katharina Kasper im Mittelpunkt der Weltkirche – am Sonntag prangte das Porträt der Dernbacher Bauerntochter und Ordensgründerin (1820-1898) an der Fassade des Petersdoms, neben jenen von Papst Paul VI., dem salvadorianischen Märtyrer-Erzbischof Oscar Romero und vier weiteren katholischen Glaubenszeugen. Papst Franziskus nahm Kasper am Sonntag ins Verzeichnis der Heiligen auf. Damit darf sie künftig in allen katholischen Kirchen weltweit offiziell verehrt werden.
Als Beispiel einer Christin, die den Armen und dem Volk nahe war, nannte Franziskus die neue Heilige. In seiner Predigt warb er für eine „Kirche auf dem Weg“, die den Mut haben müsse, weltliche Sicherheiten aufzugeben. Kardinal Angelo Becciu, Präfekt der Heiligsprechungskongregation, hob in seiner Vorstellung der Heiligen hervor, Kasper habe trotz ihrer einfachen Herkunft ein großes Werk der Verkündigung und der Förderung des Sozialwesens ins Leben gerufen.
Rund 1.500 Pilger waren eigens zu der Feier aus Kaspers Heimatbistum Limburg nach Rom gereist. Bischof Georg Bätzing nahm als Mitzelebrant an der Papstmesse teil. Katharina Kasper ist die erste Heilige des Bistums Limburg. Vor 40 Jahren, am 16. April 1978, war sie durch Paul VI. wenige Monate vor dessen Tod seliggesprochen worden.
Die Generaloberin der Dernbacher Schwestern, Gonzalo Vakasseril, nannte ihre Ordensgründerin eine mutige Frau, die auf den Heiligen Geist gehört habe. „Die Welt braucht die Einfachheit, die Offenheit der Katharina Kasper auch heute“, sagte Vakasseril am Wochenende vor Journalisten im Vatikan. Sie verwies auch auf das frühe soziale Engagement Kaspers und die von Papst Franziskus betonte Zuwendung zu den Armen.
1845 hatte Kasper gemeinsam mit weiteren Frauen einen Verein für Kranken- und Altenpflege gegründet, der dann in eine religiöse Genossenschaft umgewandelt wurde. 1870 erfolgte die Anerkennung der Gemeinschaft der „Armen Dienstmägde Jesu“ durch den Vatikan. Heute zählt die Kongregation weltweit rund 600 Schwestern in 87 Niederlassungen.
Ein Wachstum verzeichnet die Gemeinschaft der Dernbacher Schwestern nach Angaben der Ordensleiterin noch in Indien, Nigeria und Kenia; jüngere Mitglieder gebe es auch in Brasilien und Mexiko, sagt Vakasseril, die selbst aus Indien stammt. In der Heimatprovinz Deutschland zählt der Orden rund 200 Mitglieder. Dafür ist mit dem Orden heute ein Pflege-Unternehmen „Dernbacher Gruppe Katharina Kasper“ mit 6.500 Beschäftigten verbunden – für Vakasseril ist auch das eine Form, das Anliegen Kaspers fortzuführen.
So hat die Heilige inzwischen viele Anhänger, die selbst keine Ordensfrauen sind. Eine Pilgerin aus dem Bistum Limburg, die als Lehrerin unter dem Dach der Dernbacher Unternehmensgruppe arbeitet, nennt Kasper ein „großes Vorbild“ und bedeutsam für die Grundorientierung in eigenen pädagogischen Tätigkeit. Für eine Beschäftigte ist es nicht alltäglich, zur Heiligsprechung der Firmengründerin zu fahren: „Das muss sich erst mal setzen“, sagt die Besucherin, die lieber anonym bleiben will.
Die Geschichte der Dernbacher Schwestern verlief nicht ohne Krisen. Erst vor wenigen Jahren sah sich die Gemeinschaft mit Vorwürfen konfrontiert, in Erziehungseinrichtungen in den 1960er- und 1970er-Jahren Kinder misshandelt zu haben. Die Ordensleitung räumte schließlich unangemessene Züchtigungsmethoden ein und bat die Betroffenen um Entschuldigung. Laut Vakasseril engagieren sich die Dernbacher Schwestern inzwischen auch für Frauen und Mädchen, die Opfer von Menschenhandel, Misshandlung und Ausbeutung geworden sind.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. konnte der Feier nicht beiwohnen. Der 91-Jährige sei nicht mehr so agil wie noch vor einigen Monaten, sagte Kardinal Becciu zur Begründung. Am Montag feiern Limburgs Bischof Bätzing und sein im Vatikan tätiger Amtsvorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst gemeinsam einen Dankgottesdienst.
Von Burkhard Jürgens (KNA)
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