Menschenrechtler: Mehr Entführungen in Kamerun

Menschenrechtler: Mehr Entführungen in Kamerun

Kamerun ‐ Nach vier politisch motivierten Entführungen in zwei Tagen äußern sich Menschenrechtler besorgt über die Lage im englischsprachigen Teil Kameruns. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) forderte am Donnerstag in Göttingen einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung.

Erstellt: 21.03.2019
Aktualisiert: 21.03.2019
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Nach vier politisch motivierten Entführungen in zwei Tagen äußern sich Menschenrechtler besorgt über die Lage im englischsprachigen Teil Kameruns. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) forderte am Donnerstag in Göttingen einen besseren Schutz der Zivilbevölkerung. Geiselnahmen und andere Übergriffe müssten unterbunden werden.

Laut der Organisation wurde am Mittwoch ein Fußballteam der Universität Buea entführt; die Stadt Buea gilt als Hochburg von Befürwortern einer Loslösung der englischen Regionen von Kamerun. Zuvor wurden in Bamenda ein Fußballtrainer und ein ehemaliger Staatssekretär im Justizministerium entführt. Kurz darauf seien beide wieder freigelassen worden. Zwischen Buea und Kumba hielten Geiselnehmer am Dienstag einen Reisebus sieben Stunden lang fest und raubten anschließend die 80 Passagiere aus.

Laut der Organisation wurde am Mittwoch ein Fußballteam der Universität Buea entführt; die Stadt Buea gilt als Hochburg von Befürwortern einer Loslösung der englischen Regionen von Kamerun. Zuvor wurden in Bamenda ein Fußballtrainer und ein ehemaliger Staatssekretär im Justizministerium entführt. Kurz darauf seien beide wieder freigelassen worden. Zwischen Buea und Kumba hielten Geiselnehmer am Dienstag einen Reisebus sieben Stunden lang fest und raubten anschließend die 80 Passagiere aus.

Rund 460.000 Menschen sind inzwischen auf der Flucht vor der Gewalt in den anglophonen Regionen im Nordwesten und Südwesten des Landes. Rund 437.000 von ihnen haben in den frankophonen Gebieten Kameruns Schutz gefunden, mehrere zehntausend weitere hat das Nachbarland Nigeria aufgenommen. Trotz zahlreicher Appelle aus dem In- und Ausland sei Kameruns Präsident Biya nicht zu einem glaubwürdigen politischen Dialog mit den nach Unabhängigkeit strebenden Kräften bereit, um die Krise zu lösen, beklagte die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Der Konflikt zwischen der englischsprachigen Minderheit und der französischsprachigen Mehrheit in dem afrikanischen Land hat eine lange Vorgeschichte. Von 1884 bis 1916 war Kamerun deutsche Kolonie. Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde ein großer Teil des Gebietes mit dem Vertrag von Versailles den Franzosen zugeschlagen, ein kleinerer Teil den Briten. Schon lange mehren sich Klagen über wachsende Repressionen durch die Zentralregierung des seit mehr als drei Jahrzehnten amtierenden Präsidenten Paul Biya (86). Dieser Sprachenstreit ist inzwischen in einen offenen Konflikt umgeschlagen.

1961 votierten die Einwohner zweier englischsprachiger Regionen für die Zugehörigkeit zu dem ein Jahr zuvor von Frankreich unabhängig gewordenen Kamerun. Diese beiden Regionen erhielten im Gegenzug weitreichende Zugeständnisse etwa für den Erhalt des Englischen als Verkehrssprache und Teile des britischen Rechtssystems, das sogenannte „common law“.

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