Caritas: Langfristige Hilfen für Flutopfer in Mosambik nötig
Katastrophenhilfe ‐ Der Tropensturm Idai traf Mitte März das südostafrikanische Mosambik sowie die Nachbarstaaten Malawi und Simbabwe. In weiten Teilen der Länder kam es zu verheerenden Zerstörungen und Überflutungen. Hilfsorganisationen gehen von mehr als 1.000 Todesopfern und Hunderten Verletzten aus. Nach UN-Angaben sind 1,7 Millionen Menschen betroffen, etwa weil ihre Wohnungen zerstört wurden. Für die katholische Hilfsorganisation Caritas international ist Ingo Steidl in Mosambik. Im Interview beschreibt er die Hilfen, etwa bei der Verteilung von Trinkwasser, Nahrung und Hygieneartikeln.
Aktualisiert: 21.02.2023
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Der Tropensturm Idai traf Mitte März das südostafrikanische Mosambik sowie die Nachbarstaaten Malawi und Simbabwe. In weiten Teilen der Länder kam es zu verheerenden Zerstörungen und Überflutungen. Hilfsorganisationen gehen von mehr als 1.000 Todesopfern und Hunderten Verletzten aus. Nach UN-Angaben sind 1,7 Millionen Menschen betroffen, etwa weil ihre Wohnungen zerstört wurden. Für die katholische Hilfsorganisation Caritas international ist Ingo Steidl in Mosambik. Im Interview beschreibt er die Hilfen, etwa bei der Verteilung von Trinkwasser, Nahrung und Hygieneartikeln.
Frage: Herr Steidl, wie ist die Situation vor Ort?
Steidl: In der Hafenstadt Beira hat sich die Lage weitestgehend normalisiert, viele Menschen können wieder ihren Alltag leben. Aber der Sturm hat in der Stadt viel zerstört. Landesweit gibt es noch viele überschwemmte Gebiete. Vielerorts ist die Zufahrt in entlegene Dörfer blockiert, sodass die Menschen nur per Boot oder per Helikopter versorgt werden können. Wo das Wasser schon abgeflossen ist, wird deutlich, dass die Menschen wirklich alles verloren haben. Häuser wurden komplett weggespült. Anbauflächen hektarweise vernichtet und damit auch die Ernten sowie Getreidespeicher zerstört. Es sind viele Tote zu beklagen.
Frage: Was sind die aktuell wichtigsten Hilfsmaßnahmen?
Steidl: Der Fokus liegt noch auf der Versorgung mit Nahrung und Trinkwasser. Wichtig ist auch die medizinische Versorgung und das Verteilen von Hygieneartikeln. Im nächsten Schritt wird es wichtig sein, Baumaterial zu den Menschen zu bringen, damit sie ihre Wohnungen wieder instandsetzen können.
Frage: Wie groß ist die Gefahr von Cholera oder anderen Epidemien?
Steidl: Durch verunreinigtes Trinkwasser ist die Gefahr von Cholera bereits sehr hoch. Es gibt viele bestätigte Fälle. Einzelne Mediziner sprechen schon von einer Epidemie. Das Gesundheitsministerium hat eine Anti-Cholera-Kampagne gestartet und hofft, die Lage innerhalb der kommenden sechs Monate zu normalisieren. Hinzu kommt, dass die Zahl von Malariafällen extrem gestiegen ist. Hier braucht es Gegenmaßnahmen. Etwa mehr Moskitonetze, um die Übertragung zu verhindern, aber auch mehr Medikamente.
Frage: Wie engagiert sich Caritas international?
Steidl: Wir arbeiten mit der nationalen Caritas Mosambik zusammen. Vor allem mit drei lokalen Partnern, die etwa als Träger von Schulen und Gesundheitszentren engagiert sind oder Bäckereien betreiben. Unser Vorteil ist, dass wir die bestehenden kirchlichen Strukturen, beispielsweise von Kirchengemeinden oder Orden, nutzen können, etwa um Nahrungsmittel zu verteilen.
Frage: Ist schon absehbar, wie lange sich die Caritas in Mosambik engagieren wird?
Steidl: Es geht uns um langfristige Unterstützung. Wenn in voraussichtlich zwei oder drei Monaten die akute Nothilfe abgeschlossen ist, werden sich viele Organisationen zurückziehen. Aber wir wollen auch danach Wiederaufbau oder die Wiederaufnahme der landwirtschaftlichen Produktion unterstützen. Damit die Menschen langfristig von Nahrungsmittelhilfe unabhängig sind.
Frage: Sehen die Menschen vor Ort einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und wachsender Zahl von verheerenden Stürmen?
Steidl: Die Häufung von Extremwetterlagen und deren Ausprägung hat – nicht nur in Mosambik – zugenommen. Viele Menschen sagen, so einen Sturm haben sie in ihrem Leben noch nicht erlebt. Noch kurz vor den Fluten litten viele Landesteile unter extremer Dürre. Der Bürgermeister der Stadt Beira sagte, der Klimawandel habe nun für sein Land ein neues Zeitalter eingeläutet.
© KNA