Chilenische Kirche will Flüchtlingen aus Venezuela helfen
Venezuela/Chile ‐ An der Grenze zwischen Chile und Peru wird die Lage für venezolanische Flüchtlinge immer schwieriger. Nun schaltet sich die katholische Kirche ein: mit Appellen an die Politik und praktischer Hilfe.
Aktualisiert: 15.11.2022
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An der Grenze zwischen Chile und Peru wird die Lage für venezolanische Flüchtlinge immer schwieriger. Nun schaltet sich die katholische Kirche ein: mit Appellen an die Politik und praktischer Hilfe.
Das Erzbistum Santiago hat einen Sonderbeauftragten an die chilenisch-peruanische Grenze geschickt, der die Lage der Flüchtlinge aus Venezuela bewerten soll. Der Vizepräsident des Katholischen Instituts für Migration (INCAMI), Pater Lauro Bocchi, sagte nach seinen ersten Eindrücken in der peruanischen Grenzstadt Tacna, die dortigen Flüchtlinge hofften, nach Chile und insbesondere in die Hauptstadt Santiago zu kommen. Es sei eine fundamentale Aufgabe der Kirche, sie zu begleiten und ihr Schicksal im Blick zu behalten.
Seit Wochen wartet eine wachsende Zahl venezolanischer Migranten vor dem Grenzübergang Chacalluta auf die Einreise. In ihrer von politischer und wirtschaftlicher Krise erschütterten Heimat sehen sie keine Perspektive mehr für sich und ihre Kinder. Doch seit dem 22. Juni benötigen Venezolaner für den Grenzübertritt ein neues Visum – das die meisten Flüchtlinge allerdings nicht vorweisen können. „Seit Ende Juni wächst die Not. Heute haben wir mehr als 1.000 Menschen vor dem Grenzübergang“, so Bocchi. Angesichts dieser Not müsse die Kirche vor den Behörden Präsenz zeigen und den Betroffenen konkret helfen.
Die Stimmung unter den Flüchtlingen ist nach seinen Worten verzweifelt. „Jeden Tag scheint es, als gebe es neue, andere Vorschriften. Das belastet die Stimmung der Menschen“, sagte Bocchi dem Portal „Aciprensa“. Trotz allem, was die Flüchtlinge bislang schon durchgemacht hätten, müssten sie nun in Zelten leben – und mit der Ungewissheit, wie es nun weitergeht. „Wir wollen, dass ihre Würde respektiert wird und sie eine Möglichkeit bekommen, zu überleben und ihr Vorhaben über kurz oder lang zu realisieren.“ Bocchi hebt auch das Engagement der peruanischen Kirche hervor; zwei Kirchen der Diözese Tacna hätten für die Flüchtlinge ihre Türen geöffnet.
Bereits in den ersten Tagen nach Bekanntwerden der neuen Visa-Bestimmungen hatte die Kirche eine Solidaritätsaktion für venezolanische Flüchtlinge an der Grenze gestartet. Die Diözese Arica beschaffte Sach- und Geldspenden. In einer Schule wurden Windeln, Saft, Milchpulver und Kleidung gesammelt. Die Diözese kritisierte die unzureichenden Hilfsmaßnahmen der chilenischen Regierung des konservativen Präsidenten Sebastian Pinera. Die Kälte habe bereits für zahlreiche Erkrankungen unter den Flüchtlingen gesorgt. Der venezolanische Oppositionspolitiker Juan Guaidó schickte den von ihm ernannten Gegen-Botschafter an die Grenze, um sich dort über die Lage zu informieren.
Venezuela wird von einem Machtkampf zwischen dem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro und dem konservativen Interimspräsidenten Juan Guaidó erschüttert. Mehr als zwei Millionen Menschen haben Venezuela in den vergangenen zwei Jahren bereits verlassen. In Chile leben laut Angaben von INCAMI inzwischen bereits rund 400.000 Venezolaner. Damit haben sie erstmals die Zahl der Migranten aus Peru und Haiti übertroffen. Insgesamt ist der Ausländeranteil in Chile auf 6,6 Prozent gestiegen.