Indigene in Brasilien vertreiben Eindringlinge
Amazonas-Synode ‐ Ein indigenes Volk im brasilianischen Amazonaswald hat auf eigene Faust illegale Eindringlinge aus ihrem Reservat vertrieben. Wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ berichtet, hatten die Regierungsbehörden in Brasilia die Hilferufe der Xikrin zuvor ignoriert.
Aktualisiert: 02.08.2022
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Ein indigenes Volk im brasilianischen Amazonaswald hat auf eigene Faust illegale Eindringlinge aus ihrem Reservat vertrieben. Wie die Zeitung „Folha de S. Paulo“ berichtet, hatten die Regierungsbehörden in Brasilia die Hilferufe der Xikrin zuvor ignoriert. Auch gegen Abholzungen und Brandrodungen seien die Behörden nicht vorgegangen. Seit Jahren wird zudem über illegale Goldsucher auf dem Indigenengebiet berichtet.
Das Reservat Trincheira Bacaja der Xikrin liegt in der Region Sao Felix do Xingu im Teilstaat Pará. Dort sollen Viehbauern und Holzhändler bereits Hunderte Hektar Wald gerodet und abgefackelt haben. Zudem hätten die Eindringlinge bereits mit Pflanzungen begonnen. Auf Druck der Indigenen hätten sie das Reservat nun verlassen. Die Indigenen stellten laut Bericht Gewehre, Kettensägen und andere Werkzeuge bei den Siedlern sicher.
Am Sonntag seien die Xikrin nun von den Eindringlingen bedroht worden, hieß es. Diese kündigten laut dem Bericht per WhatsApp an, mit bis zu 300 Siedlern erneut in das Reservat einzudringen und „Indios zu jagen“. Laut den Xikrin glauben die Siedler, dass Brasiliens Staatspräsident Jair Messias Bolsonaro ihre Aktionen gutheiße. Der Präsident hatte mehrfach angekündigt, indigene Reservate für wirtschaftliche Aktivitäten öffnen zu wollen. Zudem hatte er die Gelder für die Kontrollbehörden zusammengestrichen.
So sollen in der weitläufigen Region nur wenige Polizisten anwesend sein. 2018 hatten weiße Siedler eine illegale Schneise in den Wald geschlagen. Über die Erdstraße werden seitdem illegal geschlagene Hölzer abtransportiert. Danach begannen Landhändler, Landstücke mit gefälschten Besitztiteln zu verkaufen.
Zwar habe die staatliche Indigenenbehörde Funai daraufhin die Staatsanwaltschaft und die Bundespolizei benachrichtigt. Allerdings seien die Behörden nicht tätig geworden, hieß es weiter. Laut der Umweltschutzorganisation Imazon wurden allein im Juli 15 Quadratkilometer Wald in dem Reservat zerstört. Das Indigengebiet hat eine Größe von rund 16.500 Quadratkilometern. Insgesamt leben rund 1.000 Xikrin im östlichen Amazonasgebiet.
Derzeit toben im Amazonaswald heftige Brände. Auch indigene Gebiete und Naturschutzgebiete sind betroffen. Experten gehen für die meisten Fälle von Brandstiftung aus. Bauern hätten zuvor den Wald gerodet und die geschlagenen Bäume über Wochen in der Sonne trocknen lassen. Nun zündeten sie das Holz an, um neue Weideflächen für die Viehzucht zu schaffen.
Allein in der Region von Sao Felix do Xingu soll es mehr als zwei Millionen Stück Vieh auf den Weiden geben. Nach kurzer Zeit ist der Boden dadurch ausgelaugt, weshalb Bauern neue Waldstücke roden. Rund um Sao Felix do Xingu gebe es rund 300.000 Hektar brach liegendes, ungenutztes Land, berichten brasilianische Medien.
© KNA