Unruhen in Chile – Suche nach Lösungen
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Unruhen in Chile – Suche nach Lösungen

Papst ‐ Papst Franziskus äußerte sich besorgt über die Ausschreitungen in Chile. Er hoffe auf einen Dialog, der „die gewalttätigen Demonstrationen beendet“, sagte das Kirchenoberhaupt am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz.

Erstellt: 23.10.2019
Aktualisiert: 19.10.2022
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Nach tagelangen Protesten in Chile versucht der scharf kritisierte konservative Staatschef Sebastian Pinera einen Dialog zu starten. Doch die Lage bleibt angespannt. Auch der Papst bekundete seine Sorge.

Das seit Tagen von heftigen Protesten erschütterte Chile kommt nicht zur Ruhe. Inzwischen ist die Zahl der Toten in der Andennation auf 15 gestiegen, wie die Tageszeitung „La Tercera“ am Dienstag berichtete. Nun will der in die Kritik geratene konservative Präsident Sebastian Pinera Vertreter der Oppositionsparteien zu einem Dialog einladen. Er hoffe darauf, dass schnell ein soziales Abkommen geschlossen werde, das es erlaube, sich anzunähern und die besten Lösungen für die Probleme zu finden, die die Chilenen bedrücken, ließ Pinera im Vorfeld des für Dienstag geplanten Treffens im Präsidentenpalast wissen. Nicht eingeladen wurde die kommunistische Partei.

Pinera geht damit auch auf eine Forderung der katholischen Kirche des Landes ein, die nach den Ausschreitungen alle Konfliktparteien zu direkten Gesprächen aufgerufen hatte. Die traumatischen und schmerzhaften Vorfälle seien ein Aufruf, eine Kultur des Verständnisses zu schaffen, hieß es in einer Mitteilung der chilenischen Bischöfe. Im Zentrum der Gespräche müssten Themen wie die Arbeitsmarktpolitik, das Gesundheitswesen, die Sicherheit, Bildung, Wohnungspolitik, Renten, Armutsbekämpfung und die humanitären Herausforderungen der Migration stehen.

Unterdessen erhob Staatssekretär Rodrigo Ubilla aus dem Innenministerium schwere Vorwürfe: Es gebe eine kleine Gruppe von Kriminellen, die nach wie vor öffentliches und privates Eigentum verbrennen und zerstören wolle, sagte Ubilla am Dienstag. Es gebe Gruppen, die versuchten, das Land gezielt zu destabilisieren. Der Chef der Nationalverteidigung, General Javier Iturriaga, erklärte hingegen, Santiago habe nach den jüngsten Ausschreitungen eine ruhige Nacht erlebt.

Der linksgerichtete Abgeordnete Daniel Nunez kündigte unterdessen eine Klage gegen die Militärs an, die für den Tod eines 21-jährigen Demonstranten aus Ecuador verantwortlich seien. Das Opfer starb an den Folgen eines Schusses während einer Protestkundgebung.

Die Proteste hatten sich an einer Erhöhung der Preise für den Nahverkehr entzündet, die Chiles Präsident Pinera inzwischen wieder zurückgenommen hat. Die chilenische Bevölkerung beklagt darüber hinaus prekäre Lebensverhältnisse, hohe Preise und niedrige Löhne. Pinera sprach am Sonntag von Krieg; in Chiles Hauptstadt Santiago patrouillierte das Militär. Nach Bränden und Plünderungen rief die Regierung in der Hauptstadt und weiteren Städten den Notstand aus und verhängte Ausgangssperren.

Papst ruft zum Ende der Gewalt und zum Dialog in Chile auf

Papst Franziskus äußerte sich besorgt über die Ausschreitungen in Chile. Er hoffe auf einen Dialog, der „die gewalttätigen Demonstrationen beendet“, sagte das Kirchenoberhaupt am Ende seiner wöchentlichen Generalaudienz am Mittwoch auf dem Petersplatz. Darüber hinaus müsse ein solcher Dialog „Lösungen für die Krise finden und die Schwierigkeiten angehen, die die Krise verursacht haben“. Dabei müsse es um das Wohl der gesamten Bevölkerung gehen.

Bei den Ausschreitungen sind bisher 15 Menschen ums Leben gekommen. Entzündet hatten sich die Proteste an einer Erhöhung der Preise für den Nahverkehr. Die Bevölkerung des südamerikanischen Landes beklagt darüber hinaus prekäre Lebensverhältnisse, hohe Preise und niedrige Löhne. Chiles Präsident Sebastian Pinera kündigte unterdessen umfassende Sozialreformen an.

Die katholische Kirche in Chile rief alle Konfliktparteien zum Dialog auf. Im Zentrum der Gespräche müssten Themen wie die Arbeitsmarktpolitik, das Gesundheitswesen, die Sicherheit, Bildung, Wohnungspolitik, Renten, Armutsbekämpfung und die humanitären Herausforderungen der Migration stehen, hieß es.

Von Tobias Käufer (KNA)

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