Studie: Abholzung in Amazonien auf Elf-Jahres-Hoch
Amazonas ‐ Die Abholzung in der brasilianischen Amazonasregion hat erstmals seit elf Jahren die Marke von 10.000 Quadratkilometern übersprungen. Das geht aus einer am Samstag in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ veröffentlichten Studie hervor.
Aktualisiert: 19.11.2019
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Die Abholzung in der brasilianischen Amazonasregion hat erstmals seit elf Jahren die Marke von 10.000 Quadratkilometern übersprungen. Das geht aus einer am Samstag in der Fachzeitschrift „Global Change Biology“ veröffentlichten Studie hervor. Dafür wurden die entsprechenden Daten zwischen August 2018 und Juli 2019 ausgewertet. Die Untersuchung basiert auf Zahlen von Brasiliens staatlichem Klimainstitut Inpe. Demnach führte die erhöhte Abholzung auch zu den Waldbränden, die zuletzt weltweite Aufmerksamkeit erregten.
In den nächsten Tagen wird auch mit der Veröffentlichung der offiziellen Abholzungszahlen für eben diesen Zeitraum durch Inpe gerechnet. 2008 lag die Abholzung mit 12.911 Quadratkilometer letztmals über der Marke von 10.000 Quadratkilometern. Allein 2018 waren es 7.536 Quadratkilometer. Umweltschützer werfen der Regierung vor, illegale Aktivitäten wie Goldabbau und Landbesetzungen in Amazonien zu dulden. Gleichzeitig seien die Kontrollen zurückgefahren worden. Somit dürfte Amazonien in den zwölf untersuchten Monaten rund 1,2 Milliarden Bäume verloren haben. Abgeholzte Flächen seien danach in der Trockenzeit angezündet worden, was zu den erhöhten Brandzahlen im August dieses Jahres führte, so die Studie. Im August 2019 waren dreimal so viele Waldbrände gezählt worden wie im August des vorherigen Jahres.
Die 2003 ins Amt gekommene Linksregierung unter dem ehemaligen Gewerkschaftsführer Luiz Inacio Lula da Silva und seiner Nachfolgerin Dilma Rousseff hatte die Abholzung erfolgreich bekämpft. Mit Hilfe moderner Satellitenüberwachung und verstärkter Kontrollen am Boden konnte die Regierung die Abholzung von 27.772 Quadratkilometer in 2004 auf 4.571 in 2012 senken. Danach stieg die Abholzung wieder an. Aufgrund der seit 2014 anhaltenden Wirtschaftskrise wurde das staatliche Budget für den Umweltschutz gekürzt.
Der rechtspopulistische Präsident Jair Messias Bolsonaro hatte Indigene sowie Umweltschützer für die Waldbrände verantwortlich gemacht. Diese würden absichtlich gelegt, um das Image seiner Regierung zu beschädigen. Zudem entließ er Inpe-Chef Ricardo Galvao, dem er die Veröffentlichung manipulierter Abholzungszahlen vorwarf. Soforthilfen der G7-Länder lehnte Bolsonaro mit Verweis auf Brasiliens Souveränität ebenfalls ab. Allerdings schickte er tausende Soldaten nach Amazonien, um die Brände zu bekämpfen.
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