Bischof über Corona-Angst am Amazonas – erste Indigene infiziert

Bischof über Corona-Angst am Amazonas – erste Indigene infiziert

Corona-Pandemie ‐ „Das Problem hier in der Region ist, dass es keine Tests gibt“, sagte der aus dem niedersächsischen Visbek stammende brasilianische Bischof Bernardo Johannes Bahlmann am Mittwoch.

Erstellt: 03.04.2020
Aktualisiert: 01.04.2020
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Der brasilianische Bischof Bernardo Johannes Bahlmann hat sich besorgt über die Lage in der Amazonasregion angesichts der Corona-Pandemie geäußert. Zwar seien in seiner Urwalddiözese Obidos noch keine Fälle bekannt, doch gebe es in benachbarten Gegenden Menschen mit Symptomen sowie erste Todesfälle.

„Das Problem hier in der Region ist, dass es keine Tests gibt“, sagte der aus dem niedersächsischen Visbek stammende Franziskaner am Mittwoch im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Unterdessen berichteten Medien am Dienstagabend (Ortszeit), dass eine Frau des Volkes der Kokama als erste Indigene in Brasilien positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die 19-Jährige arbeitet im Gesundheitswesen und hatte zuletzt mehrere Indigenendörfer in der Region Tabatinga besucht. Ob sie dabei weitere Indigene ansteckte, sei bislang unklar, hieß es.

Weiter sagte Bahlmann, die Menschen hätten „sehr viel Angst“ und seien verunsichert. „Denn sie wissen, dass diese Krankheit etwas Besonderes ist.“ Auch gebe es kaum gesicherte Informationen. „Deshalb sind die Leute gestresst, auch weil sie nicht wie sonst frei auf die Straße können“, so der Bischof.

In dieser Situation vertraue die Bevölkerung kaum auf Präsident Jair Messias Bolsonaro, der das Virus mehrfach als «eine leichte Grippe» bezeichnet hatte. „Aber alle sind besorgt, weil Bolsonaro Dinge sagt, die nicht gesagt werden sollten, besonders von ihm als Präsidenten“, so der Geistliche. Die Menschen hörten eher auf örtliche Politiker, Gouverneure, den Gesundheitsminister sowie „auf die Staatsanwälte, die vorschreiben, dass man daheim bleiben soll. Die setzen sich durch.“

Doch seien die Menschen in seiner Region nicht gewohnt, ständig daheim zu sein. „Hier ist es heiß, und die Leute bewegen sich sonst viel auf der Straße. Deswegen ist es eine große Herausforderung für sie, sich daran zu halten“, sagte Bahlmann. Dennoch gebe es weniger Bewegung auf den Straßen als sonst.

Das Krankenhausschiff „Papa Francisco“, das die Region seit einigen Wochen versorgt, habe seine aktuelle Expedition abgebrochen, berichtete der Bischof, der sich besonders für das Schiff eingesetzt hatte. „Das Problem ist, dass der Besuch des Schiffs dort, wo es anlegt, stets zu einer Gruppenbildung führt“, so der Ordensmann. Das dürfe derzeit nicht passieren. „Zudem sind wir nicht darauf vorbereitet, das Schiff unter den veränderten Bedingungen einzusetzen. Wir arbeiten daran, Materialien und Geräte zu bekommen, um es dann entsprechend einsetzen zu können, wenn das Virus hier angekommen ist“, sagte Bahlmann.

Über seine online übertragenen Gottesdienste sagte er, aufgrund der aktuellen Überlastung des Internet sei die Streaming-Qualität „manchmal nicht so gut“. Aber das Angebot „kommt gut an, weil die Menschen dadurch die Nähe der Kirche spüren. Das ist wichtig, weil sie dadurch Trost erfahren“, so der Bischof.

© Text: KNA