
Corona-Update: Die Kurzmeldungen vom 12.05.2020
Corona-Pandemie ‐ In Myanmar verkündet die Armee einen Corona-Waffenstillstand, die brasilianischen Amazonas-Bischöfe fordern mehr Schutz für Indigene und die WHO befürchtet 190.000 Tote in Afrika. Der Tagesüberblick.
Aktualisiert: 12.05.2020
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Übersicht
Caritas international: Dramatische soziale Folgen von Corona Schweiz: Corona-Kurzarbeit im Frauenkloster Boliviens Kirche unterstützt Kliniken - Hilfe aus Deutschland Myanmars Armee erklärt eingeschränkten Corona-Waffenstillstand Umfrage: Klima-Krise hat langfristigere Folgen als Pandemie WHO warnt vor 190.000 Corona-Toten in Afrika Appell von Amazonas-Bischöfen fordert mehr Schutz für Indigene Experten: Konflikte könnten sich wegen Corona verschärfenCaritas international: Dramatische soziale Folgen von Corona
Der Kampf gegen das Coronavirus hat nach Einschätzung von Caritas international in zahlreichen armen Staaten dramatische soziale und ökonomische Folgen. Viele Länder des globalen Südens hätten schnell auf die medizinische Herausforderung der Corona-Krise reagiert, sagte der Leiter der Hilfsorganisation, Oliver Müller, am Donnerstag in Freiburg. „Das war angemessen und lebensrettend. Wir erleben jetzt jedoch von Tag zu Tag in vielen unserer Projektländer, dass die aus medizinischer Sicht notwendigen Restriktionen insbesondere in den verarmten Bevölkerungsschichten großes Leid verursachen.“
Vielerorts seien verarmte Menschen inzwischen stärker von Hunger bedroht als vom Coronavirus. Im Sudan hungerten bereits hunderttausende Menschen, weil insbesondere die benachteiligte Bevölkerung nicht mehr arbeiten und Bauern ihre Felder nicht bestellen könnten, so Caritas international. Ähnliches gelte für Nepal, Bangladesch, Brasilien, Nigeria und Irak.
Erschwerend komme hinzu, dass dringend nötige Impfkampagnen, etwa gegen Masern, nicht organisiert werden könnten. Auch Malaria oder die Heuschreckenplage in Ostafrika gerieten in Vergessenheit. „Es ist an der Zeit, lokale Antworten auf die globale Bedrohung zu entwickeln. Es gibt nicht die eine Lösung, die für alle passt“, forderte Müller.
Nach eigenen Angaben hat Caritas international seit Beginn der Pandemie mehr als 40 neue Hilfsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika gestartet.
© Text: KNA
Boliviens Kirche unterstützt Kliniken - Hilfe aus Deutschland
Die Kirche in Bolivien hat mit Unterstützung der deutschen Diözesen Trier und Hildesheim mehr als 1.100 Kits an Sicherheitsausstattung an die Belegschaften von Krankenhäusern gespendet. Übergeben wurde das Material vom Generalsekretär der Bolivianischen Bischofskonferenz, Pater Jose Fuentes. Die Katholische Universität San Pablo hatte die Aktion organisiert. „Wir wollen in dieser schwierigen Zeit vor allem das medizinische Personal unterstützen“, sagte Fuentes dem privaten katholische Mediennetzwerk Aciprensa (Montag Ortszeit).
© Text: KNA
Corona-Kurzarbeit im Frauenkloster
Kurzarbeit auch im Frauenkloster: In der Kapuzinerinnen-Gemeinschaft in Gerlisberg hoch über der Stadt Luzern werden seit Jahrzehnten Hostien für katholische Kirchen und Klöster hergestellt. Weil es in der Corona-Krise derzeit keine öffentlichen Gottesdienste gibt, hat die Klosterleitung Kurzarbeit beantragt, wie der Sender SRF 1 (Donnerstag) berichtet.
© Text: KNA
Myanmars Armee erklärt eingeschränkten Corona-Waffenstillstand
Die Armee von Myanmar (Tatmadaw) hat mit Einschränkungen einen viermonatigen Waffenstillstand im Bürgerkrieg gegen ethnische Milizen verkündet, um so den Kampf gegen das Coronavirus zu unterstützen. Der Waffenstillstand gelte jedoch nicht gegenüber Milizen, die als Terrororganisationen eingestuft seien, hieß es in der am Sonntag von der Armee veröffentlichten Erklärung. Damit herrscht die Waffenruhe nur in dem Bürgerkriegsgebiet im mehrheitlich christlichen Kachin sowie in Teilen des Shan-Staates. Laut Ankündigung gilt sie dort bis zum 31. August.
Mit dem Ausschlusskriterium zielt die Tatmadaw auf die "Arakan Army" (AA), die seit 2018 in Rakhine für eine größere Autonomie der ethnischen Bevölkerungsmehrheit der buddhistischen Arakanesen kämpft. Unbestätigten Berichten zu Folge verfügt die AA über 20.000 Kämpfer und ist damit nach Ansicht von Sicherheitsexperten inzwischen die größte ethnische Armee in Myanmar.
Am 22. April dieses Jahres hatte Kardinal Charles Bo ein sofortiges Ende der Kämpfe in allen Konfliktregionen gefordert, das von allen Konfliktparteien eingehalten werden müsse. "Ich bin davon überzeugt, dass die Fortführung militärischer Operationen in der Zeit der nationalen Krise katastrophale Konsequenzen für unsere Nation hat", betonte der Erzbischof von Rangun. Mit dem Appell verstärkte Bo die Forderung von Papst Franziskus und UN-Generalsekretär Antonio Guterres nach einer weltweiten Einstellung aller kriegerischen Konflikte in der Coronapandemie.
In Rakhine hat die Tatmadaw in den vergangenen Wochen laut den Vereinten Nationen Angriffe auf die Bevölkerung verstärkt. Die scheidende UN-Sonderberichterstatterin für die Menschenrechtssituation in Myanmar, Yanghee Lee, warf Ende April der Tatmadaw eine systematische Verletzung des Völkerrechts und der Menschenrechte vor. Mit Luftangriffen, dem Einsatz von Artillerie und dem Niederbrennen von Dörfern wende die Armee ihre "seit Jahrzehnten bekannte Praxis der vorsätzlichen Maximierung des Leidens der Zivilbevölkerung" an, so Lee.
© Text: KNA

Umfrage: Klima-Krise hat langfristigere Folgen als Pandemie
Die Deutschen verlieren auch in der Corona-Krise laut einer aktuellen Studie die Klima-Probleme nicht aus dem Blick. 59 Prozent von ihnen glauben, dass die Klimaveränderung langfristig größere Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft hat als die Pandemie, wie aus einer am Montag in Osnabrück veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hervorgeht. 23 Prozent schätzten die Folgen als gleich hoch ein, 17 Prozent hielten die der Corona-Krise für größer.
Gleichzeitig würden die meisten eine stärkere Einbeziehung von Wissenschaftlern beim Umgang mit der Klima-Krise begrüßen, so die DBU. 93 Prozent fänden es gut, wenn Meinungen und Analysen von Forschern in politische Entscheidungsprozesse einbezogen würden, ähnlich wie derzeit bei der Pandemie.
Auch bei staatlichen Investitionsprogrammen sprechen sich die Deutschen laut Umfrage für eine weitgehende Gleichbehandlung aus. Laut Angaben halten es 94 Prozent für wichtig oder sehr wichtig, die regionale Wirtschaft in der Corona-Krise zu stärken. Ebenso viele wollten den Gesundheitsschutz gestärkt sehen. Für 89 Prozent sei die soziale Gerechtigkeit ein wichtiges Anliegen, für 86 Prozent der Umwelt- und Klimaschutz sowie für 82 Prozent das Artensterben.
Für die Umfrage zum sogenannten DBU-Umweltmonitor „Corona-Folgen“ hatte das Meinungsforschungsunternehmen Forsa laut Angaben 1.029 Bundesbürger über 14 Jahre befragt.
© Text: KNA
WHO warnt vor 190.000 Corona-Toten in Afrika
In Afrika könnten nach einer Prognose der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allein im ersten Jahr der Corona-Pandemie zwischen 83.000 und 190.000 Menschen dem Virus zum Opfer fallen. „Während Covid-19 sich in Afrika vermutlich nicht so exponentiell ausbreiten wird wie in anderen Regionen, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach in den Übertragungshotspots schwelen“, sagte WHO-Afrika-Direktorin Matshidiso Moeti am Donnerstag im kongolesischen Brazzaville. Sie rechne damit, dass die Krankheit noch „in den nächsten paar Jahren“ das Leben auf dem Kontinent begleite, falls Präventionsmaßnahmen versagten.
Der Prognose zufolge könnten sich im ersten Jahr bis zu 44 Millionen Afrikaner mit dem Coronavirus infizieren. In vielen Teilen des Kontinents würde die Zahl der Behandlungsbedürftigen die vorhandenen Kapazitäten überfordern. Demnach gibt es in 47 untersuchten Ländern in Afrika gerade einmal neun Intensivbetten pro eine Million Einwohner.
Während mehrere afrikanische Staaten ihre Ausgangsbeschränkungen allmählich lockern, mahnt Moeti dazu, Schutzmaßnahmen auszuweiten. Einen Massenausbruch zu bekämpfen sei „weitaus kostspieliger“ als Prävention. Am Donnerstagabend verzeichnete die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC mehr als 52.000 Infektionen seit dem Ausbruch vor drei Monaten.
© Text: KNA
Appell von Amazonas-Bischöfen fordert mehr Schutz für Indigene
Die ungebremste Ausbreitung des Coronavirus in der brasilianischen Amazonasregion besorgt auch die dortigen Bischöfe. Die offiziellen Fallstatistiken entsprächen nicht den Realitäten, erklärten sie laut dem Portal „Vatican News“ (Donnerstag) in einer Stellungnahme. Der Staat müsse den indigenen Völkern in der Pandemie mehr Aufmerksamkeit widmen und etwa Einreiseverbote in alle Indigenengebiete verhängen.
Ein besonderes hohes Risiko trügen Indigene und Afro-Brasilianer in Amazonien. „Die Zahlen sind alarmierend“, so die Bischöfe; sie erinnern daran, dass die Region landesweit „den niedrigsten Prozentsatz an Krankenhäusern“ habe. Der Zusammenbruch des Gesundheitssystems in Großstädten wie Manaus und Belem habe bereits eingesetzt. Das Schreiben trägt die Unterschrift von 65 Bischöfen und zwei Interimsverwaltern von Diözesen.
Neben den Gemeinden in der Waldregion seien auch Menschen in den Vororten von Städten der Corona-Pandemie besonders ausgesetzt, so die Amazonasbischöfe. Die schon vorher prekären Lebensbedingungen verschlechterten sich nun durch den Mangel an sanitärer Grundversorgung, Essen, Arbeit und Wohnraum weiter.
„Es sind Migranten, Flüchtlinge, Indigene in Städten, Industriearbeiter, Hausangestellte, Menschen, die in informellen Sektoren beschäftigt sind und um Maßnahmen zum Gesundheitsschutz bitten“, so die Bischöfe. Der Staat stehe in der Pflicht, die in der Verfassung verankerten Rechte auch ihnen zu gewährleisten.
Abseits der Corona-Krise sehen die Kirchenvertreter den Staat in der Pflicht, Entwaldung und Landgewinnung in der Amazonasregion besser zu kontrollieren und Indigenenvertreter in politische Beratungen einzubinden. Ausdrücklich fordern sie die Rücknahme einer 2019 von Staatspräsident Jair Bolsonaro erlassenen vorläufigen Legalisierung von illegalem Landraub.
© Text: KNA
Experten: Konflikte könnten sich wegen Corona verschärfen
Der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, Dan Smith, hat vor einer Verschärfung der internationalen Konflikte und einer Zunahme des Terrors als Folge der Corona-Krise gewarnt. „Das trifft insbesondere auf den Irak und Syrien zu. Im Irak gibt es bereits Anzeichen für ein Wiederaufflammen der Aktivitäten der Terrormiliz „Islamischer Staat“, sagte Smith den Zeitungen der Funke-Zeitungen (Dienstag). „Im Jemen könnten sich die Fronten verhärten. In Afghanistan ist im Zuge der Corona-Krise mit einem Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban zu rechnen.“
Aber auch am Horn von Afrika und in Teilen Westafrikas wie zum Beispiel in Nigeria oder Mali drohten neue Spannungen, betonte Smith. Dort sei in einigen Regionen wegen der Ausbreitung der Seuche die Infrastruktur des Staates sehr geschwächt. Die Menschen bekämen nicht die Unterstützung, die sie brauchten. „Einige werden sich daher gewalttätigen Milizen anschließen, die ihnen Hilfe wie etwa den Zugang zu Nahrungsmitteln versprechen“, sagte der Sipri-Chef.
Auch der Präsident der Denkfabrik International Crisis Group, Robert Malley, rechnet mit einer Zunahme der internationalen Spannungen. „Der wirtschaftliche Zusammenbruch im Zuge der Corona-Krise wird Konsequenzen in allen Konfliktgebieten haben“, sagte Malley. „Wir stehen am Beginn einer Ära von Unruhen, die sich in einem Land nach dem anderen beschleunigen werden“, erklärte.
Bereits vor der Corona-Krise seien viele Menschen aus Unzufriedenheit über die Politik in Hongkong, im Irak, Sudan, Libanon, in Algerien oder Lateinamerika auf die Straße gegangen, so Malley, der unter US-Präsident Barack Obama Nahost-Koordinator im Weißen Haus war. „Die zugrundeliegenden Ursachen wie langanhaltende Rezession, der Mangel an Nahrung, Arbeitsplätzen und lebensnotwendigem Einkommen werden sich infolge der Pandemie noch verschlimmern.“
© Text: KNA
In Myanmar verkündet die Armee einen Corona-Waffenstillstand, die brasilianischen Amazonas-Bischöfe fordern mehr Schutz für Indigene und die WHO befürchtet 190.000 Tote in Afrika. Der Tagesüberblick.