Missio: „Es wird Hunger geben am Horn von Afrika“

Missio: „Es wird Hunger geben am Horn von Afrika“

Katastrophen ‐ Lockdowns, Regenfälle, Heuschreckenplagen und mangelnde Prävention: André Atsu, Regionaldirektor des Jesuiten-Flücht­lingsdienstes in Ostafrika, prognostiziert „sehr schwierige Jahre“.

Erstellt: 09.06.2020
Aktualisiert: 27.07.2022
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Lockdowns, Regenfälle, Heuschreckenplagen und mangelnde Prävention: André Atsu, Regionaldirektor des Jesuiten-Flücht­lingsdienstes in Ostafrika, prognostiziert „sehr schwierige Jahre“.

Angesichts der Corona-Pandemie verweist der Regionaldirektor des Jesuiten-Flücht­lingsdienstes in Ostafrika, André Atsu, im „Missio Magazin“ auf die dramatische Lage in der Region. „Den Menschen in Ostafrika stehen sehr schwierige Jahre bevor. Neben der akuten Notlage durch die Lockdowns, von der besonders die Tagelöhner und deren Familien hart getroffen sind, wurden Zehntausende Menschen in Kenia, Uganda und Somalia von den schlimmsten Regenfällen seit Jahren heimgesucht. Ganze Gegenden stehen unter Wasser. Dazu wüten seit Monaten riesige Heuschreckenschwärme und vernichten die Ernte. Die Ressourcen der Regierungen sind schon jetzt erschöpft“, berichtet Atsu dem Internationalen Katholischen Hilfswerk Missio München. Der Leiter des Ostafrika-Büros befürchtet: „Es wird Hunger geben am Horn von Afrika.“

Eine große Gefahr sieht André Atsu darin, dass durch Corona in vielen afrikanischen Ländern wichtige Gesundheitsthemen aus dem Blick geraten seien. „Vielerorts leidet die notwendige Malaria-Präventionsarbeit. Impfkampagnen, wie zum Beispiel zu Masern, sind unterbrochen. Wir müssen hier dringend ein Gleichgewicht herstellen“, fordert Atsu.

Besonders betroffen sind die Menschen in den Slums der Großstädte und den riesigen Flüchtlingslagern, wie der Ostafrika-Direktor des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes berichtet. Allein in Kenia befinden sich mit Dadaab und Kakuma zwei der größten Flüchtlingslager der Welt, wo insgesamt knapp eine halbe Million Menschen auf engstem Raum leben. „Die Flüchtlingscamps sind seit Wochen isoliert. Die Hilfsorganisationen vor Ort haben ihre Teams oft verkleinert und fahren nur noch Notfallprogramme. Dadurch sind die Geflüchteten, von denen viele unter Traumata leiden, sehr auf sich gestellt. Das birgt Gefahren für ganze Familien.“

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst hilft Geflüchteten in Uganda, Kenia, Äthiopien und dem Südsudan. Sein Angebot reicht von Erstversorgung mit Nahrung und Medizin bis hin zu Traumatherapie und Schulbildung. Missio München unterstützt diese Arbeit seit vielen Jahren.

© Text: Missio München