Mit dem Bonifatiuswerk in Bergen (Norwegen)

Mit dem Bonifatiuswerk in Bergen (Norwegen)

Diaspora ‐ Das Programm „Praktikum im Norden“ des Hilfswerkes ermöglicht jedes Jahr rund 20 jungen Menschen einen Aufenthalt in Nordeuropa und dem Baltikum, um ihnen direkte Einblicke in kirchliche Einrichtungen an Orten zu bieten, an denen nur wenige Katholiken leben.

Erstellt: 28.06.2020
Aktualisiert: 24.06.2020
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Das Programm „Praktikum im Norden“ des Hilfswerkes ermöglicht jedes Jahr rund 20 jungen Menschen einen Aufenthalt in Nordeuropa und dem Baltikum, um ihnen direkte Einblicke in kirchliche Einrichtungen an Orten zu bieten, an denen nur wenige Katholiken leben.

Von dem See Store Lungegårdsvann mitten im Zentrum der norwegischen Stadt Bergen erschließt sich ein beeindruckendes Naturpanorama bis hoch auf den Ulriken. Mit 643 Metern ist er der höchste der sieben Stadtberge in Bergen. Schweift der Blick zurück an das Ufer, erhebt sich dort die Fassade des katholischen Gymnasiums St. Paul, das vor acht Jahren gegründet wurde und zur gleichnamigen Pfarrei gehört. In dem ehemaligen Krankenhausgebäude werden aktuell knapp 250 Schüler von 29 Lehrern unterrichtet, die von den Praktikanten des Bonifatiuswerkes regelmäßig unterstützt werden. Das Programm „Praktikum im Norden“ des international agierenden Hilfswerkes ermöglicht jedes Jahr rund 20 jungen Menschen einen Aufenthalt in Nordeuropa und dem Baltikum, um ihnen direkte Einblicke in kirchliche Einrichtungen an Orten zu bieten, an denen nur wenige Katholiken leben.

Die letzten Monate hat der Abiturient Thomas Burghardt aus Hildesheim neben den administrativen Aufgaben im St. Paul Gymnasium auch beim Unterrichten geholfen. „Am meisten Spaß hat mir der Deutschunterricht gemacht und auch mein Einsatz an der nahegelegenen Grundschule“, erzählt der 19-Jährige. Zusammen mit der Deutschlehrerin des Gymnasiums habe er den Unterricht vorbereitet und gemeinsam mit den Schülern Aufgaben gelöst. Diese Tätigkeiten seien nicht nur spannend und abwechslungsreich, sondern würden auch für einige amüsante Momente sorgen, vor allem dann, wenn Thomas Burghardt versuche, die Schüler für das Vokabellernen zu begeistern. „Ich habe mit ihnen vereinbart, dass ich bestimmte Deutschvokabeln jede Woche abfrage und die Schüler im Gegenzug mich mit norwegischen Wörtern testen können. Das hat nicht nur für eine gute Stimmung im Klassenzimmer gesorgt, sondern hat mir auch beim Lernen der norwegischen Sprache geholfen.“ Ein großes Projekt war für Thomas Burghardt und zwei weitere Praktikanten, das Jahrbuch der Schule zu erstellen. In Eigenverantwortung haben sie alle Bilder und Inhalte gestaltet.

Dass die Bonifatius-Praktikanten eine große Unterstützung sind, weiß auch Pater Lukas Lorf-Wollesen. Er ist selbst Lehrer am St. Paul Gymnasium und seit sechs Jahren Mentor für die jungen Menschen, die mit dem Bonifatiuswerk nach Norwegen kommen. „Sie leisten sinnvolle und selbstständige Arbeit bei uns und realisieren Dinge, die zeitlich sonst nicht bewältigt werden könnten, da wir eine relativ neue Schule mit begrenzten finanziellen Möglichkeiten sind. Sie gestalten Freizeitaktivitäten wie beispielsweise eine Volleyball-AG für die Schüler“, sagt Pater Lukas, der sich freut, wie viel Erfahrung, Reife und auch persönliche Selbstsicherheit die Praktikanten aus ihrer Zeit in Bergen mitnehmen.

Bild: © Tobias Hoevener/Bonifatiuswerk

Gemeinsam wohnen sie im Kloster der Augustiner-Chorherren, die einen Zusammenschluss mehrerer katholischer Kanonikerorden bilden und nach der Regel des heiligen Augustinus leben. Neben Pater Lukas leben noch zwei weitere Patres dort. Die Praktikanten wohnen in der Dachetage des vierstöckigen Klosters. Jeden Morgen haben sie die Möglichkeit, am Frühgebet der Patres teilzunehmen. Beim gemeinsamen Abendessen, das abwechselnd von den Mitgliedern der Hausgemeinschaft zubereitet wird, kann man den Tag ausklingen lassen. „Es werden auch regelmäßig Spieleabende mit Pater Lukas veranstaltet. Das Leben im Kloster ist sehr sozial. Es ist immer jemand im Haus und man ist nie alleine“, beschreibt Thomas Burghardt seine Eindrücke vom Klosterleben.

Wenn es sonntags dann in den Gottesdienst der Gemeinde geht, ist das für die Praktikanten immer ein ganz besonderes Erlebnis. Neben der Feier der heiligen Messe ist die Kirche auch ein Treffpunkt, um mit anderen, auch vielen jungen Menschen, ins Gespräch zu kommen. „Die katholische Kirche in der St. Paul-Gemeinde ist unglaublich offen und vielfältig. Christen aus vielen verschiedenen Kulturen leben hier gemeinsam ihren Glauben“, sagt der Hildesheimer. Das zeige sich schon daran, dass Gottesdienste auf Norwegisch, Englisch, Polnisch, Tamil, Vietnamesisch, Filipino, Französisch, Spanisch und Litauisch gefeiert würden.

Diese Unterschiede zwischen der katholischen Kirche in Deutschland und in Norwegen zu erfahren, hat Thomas Burghardt unter anderem gereizt, ein „Praktikum im Norden“ zu absolvieren. „Diese Auseinandersetzung mit einer anderen Kultur und einer anderen Art, seinen Glauben zu leben, haben meinen Zugang zum Glauben und zur Kirche bereichert“, resümiert der Abiturient seine Zeit im norwegischen Bergen.

© Text: Bonifatiuswerk