An der Kapazitätsgrenze

An der Kapazitätsgrenze

Corona-Pandemie ‐ Im Krankenhaus von Würzburgs brasilianischem Partnerbistum Óbidos sind die Intensiv-Betten Corona-bedingt fast vollständig belegt. Zudem fehle es noch an zeitgemäßen Sterilisierungs-Geräten, so Dom Bernardo Johannes Bahlmann OFM, der Bischof des Amazonas-Bistums.

Erstellt: 11.09.2020
Aktualisiert: 13.12.2022
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Im Krankenhaus von Würzburgs Partnerbistum Óbidos im brasilianischen Amazonasgebiet sind die Isolations-Betten fast vollständig belegt. Die umliegenden, häufig nur schwer zugänglichen Landgemeinden am Amazonas und seinen Seitenflüssen haben keine eigene Gesundheitsversorgung. Offiziell bestätigt sind dort bislang rund 2.200 Corona-Infektionen; 40 Todesfälle werden mit dem Sars-Coronavirus 2 in Verbindung gebracht.

Franziskaner-Bruder Frei Nicolau Castro leitet das örtliche Krankenhaus – und geht davon aus, dass die Dunkelziffer wesentlich höher liegt. Denn viele Menschen blieben auch bei Krankheitssymptomen so lange zu Hause, bis sich ihr Gesundheitszustand weiter verschlechtert habe. Sie würden dann über Nacht ins Krankenhaus gebracht, um Hilfe und Behandlung zu erbitten, erzählt der Ordensmann.

Ein einziges Beatmungsgerät

Bild: © Rodrigo Alan/Bistum Obidos

Bis vor wenigen Monaten gab es im Hospital Dom Floriano na Providência de Deus lediglich ein einziges Beatmungsgerät, an das Covid-19 Patienten in kritischen Situationen gegebenenfalls angeschlossen werden konnten. Inzwischen konnte mit Hilfe des Papstes zumindest ein weiteres Beatmungsgerät beschafft und in Betrieb genommen werden.

Bis es soweit kam, mussten aber einige Hürden, im wahrsten Sinne des Wortes, „umschifft“ werden: Organisiert von der päpstlichen Nuntiatur, wurde das medizinische Spezialgerät aus China per Flugzeug und Schiff zum nahegelegenen Inlandsflughafen in Santarém transportiert, wo es der Bischof von Óbidos, Dom Bernardo Bahlmann OFM entgegennehmen konnte. Im Auftrag von Papst Franziskus waren für verschiedene Krankenhäuser im Amazonasgebiet Beatmungsgeräte organisiert worden – als Zeichen der besonderen Verbundenheit mit den Menschen dort.

Für Óbidos ist das besonders wichtig, denn die nächstgelegene Intensivstation befindet sich im Krankenhaus von Santarém. Die Reise dorthin, rund 120 Kilometer flussabwärts und ebenfalls am Ufer des Amazonas gelegen, dauert ungefähr acht Stunden.

Nur ein erster Schritt

Dennoch fehlt es dem Krankenhaus von Óbidos weiter an Vielem. Insbesondere bei der Sterilisierung von Arbeitsmaterial und der Bettwäsche der Behandelten besteht noch Nachholbedarf. Solche Geräte wären daher eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen eher notdürftig durchgeführten Sterilisierungen: „Wir wissen, wie ansteckend COVID 19 ist", sagt Frei Nicolau Castro. „Mit den neuen Geräten könnten wir Masken, Kleidung und Bettwäsche professionell sterilisieren. Die Sterilisierung ist wesentlicher Bestandteil der Hygienemaßnahmen auch für das medizinisch-technische und das Pflegepersonal.“

Bild: © Frei Nicolau Castro FnPD Obisdos

Nun hoffen Frei Castro und Bischof Bahlmann auf Spenden, um für das Krankenhaus einen professionellen Trockner, ein Thermodesinfektionsgerät und einen Autoklav anzuschaffen. Damit könnten nicht nur Corona-Neuinfektionen im Krankenhaus verhindert werden, es wäre – nach der Inbetriebnahme des Krankenhausschiffs „Barco Hospital Papa Francisco“ – auch ein weiterer Schritt, um die Gesundheitsversorgung im Bistum Óbidos langfristig zu verbessern. Denn ein gutes Gesundheitssystem ist die wirksamste Methode zur Bekämpfung von Epi- und Pandemien. Auch derzeit, im Fall von Corona.

Die Partnerschaft Óbidos-Würzburg

Seit fast acht Jahren sind sich die Bistümer Würzburg (Deutschland) und Óbidos (Brasilien) durch eine Partnerschaft verbunden. Neben gegenseitigen Besuchen gibt es einen Freiwilligendienst, in dessen Rahmen junge Menschen aus Deutschland und Brasilien soziale Projekte im jeweiligen Partnerbistum unterstützen. Im Moment steht die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer sozialen Folgen im Mittelpunkt der Partnerschaftsarbeit. Über mehrere Gemeindepartnerschaften wurden bereits Hilfslieferungen mit Essen und Hygienematerial organisiert.

© Text: DR / weltkirche.de mit freundlicher Unterstützung von Conny Warsitz. Erstveröffentlichung am 11.09.2020.