Bangladesch startet Rohingya-Umsiedlung auf kaum bewohnbare Insel
Asien ‐ Im Stundentakt werden Geflüchtete in Konvois von je zehn Bussen unter Polizeischutz zur Hafenstadt Chittagong gefahren, von wo aus sie zu der Insel im Golf von Bengalen übersetzen, wie Medien in Bangladesch berichteten.
Aktualisiert: 26.07.2022
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Bangladesch hat am Donnerstag mit der Umsiedlung Tausender Rohingya-Flüchtlinge aus den Lagern in Cox's Bazar auf die abgelegene Insel Bhasan Char begonnen. Im Stundentakt werden Geflüchtete in Konvois von je zehn Bussen unter Polizeischutz zur Hafenstadt Chittagong gefahren, von wo aus sie zu der Insel im Golf von Bengalen übersetzen, wie Medien in Bangladesch berichteten. Insgesamt sollen 100.000 Rohingya aus den mit 750.000 Menschen überfüllten Lagern auf die Insel umgesiedelt werden, wo die Armee Barackenunterkünfte errichtet habe.
Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Umsiedlung vehement. Viele Experten sehen die Insel wegen ihrer Lage und Umweltbedingungen als ungeeignet für eine Besiedlung an. „Wenn die Regierung wirklich von der Bewohnbarkeit der Insel überzeugt wäre, wäre sie transparent und würde eine technische Bewertung durch die der Vereinten Nationen nicht so hastig umgehen“, erklärte der Asien-Experte der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), Brad Adams, am Donnerstag.
Die Vereinten Nationen betonten in Dhaka, sie seien nicht an der Vorbereitung der Umsiedlung oder der Identifizierung der umsiedlungswilligen Geflüchteten beteiligt gewesen. Man verfüge nur über begrenzte Informationen über die Aktion.
Die Insel Bhasan Char entstand erst 1999 durch den Schlick des in den Golf von Bengalen mündenden Flusses Meghna. Sie sei daher instabil und zudem wegen ihrer Lage anfällig für Verwüstungen durch Wirbelstürme, so Menschenrechts- und Umweltexperten. Die 60 Kilometer vom Festland entfernte, 40 Quadratkilometer große Insel wird zudem regelmäßig während des jährlichen Monsuns zwischen Juni und September überflutet.
Laut HRW sind die Bedingungen auf der Insel für die derzeit schon mehr als 300 dort inhaftierten Rohingya schlecht. Sie hätten keinen Zugang zu nachhaltigen Lebensgrundlagen oder Bildung. Zudem fehle eine angemessene ärztliche Versorgung. Das nächste Krankenhaus sei nur durch eine dreistündige Bootsfahrt erreichbar.
© Text: KNA