
US-Bischöfe verurteilen gewaltsame Ausschreitungen in Washington
USA ‐ Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez von Los Angeles, hat die gewaltsamen Proteste und den Sturm des Kapitols durch Trump-Anhänger in Washington verurteilt. Der friedliche Übergang der Macht sei eines der Markenzeichen des Landes, betonte er.
Aktualisiert: 07.01.2021
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Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Erzbischof Jose Gomez von Los Angeles, hat die gewaltsamen Proteste und den Sturm des Kapitols durch Trump-Anhänger in Washington verurteilt. „Das ist nicht das, was wir als Amerikaner sind. Ich bete für die Mitglieder des Kongresses und die Mitarbeiter des Kapitols sowie für die Polizei und alle, die daran arbeiten, die Ordnung und die öffentliche Sicherheit wiederherzustellen“, so Gomez laut einer am Mittwochabend Ortszeit veröffentlichten Mitteilung der Bischofskonferenz.
„Der friedliche Übergang der Macht ist eines der Markenzeichen dieser großen Nation“, betonte der Bischofskonferenz-Vorsitzende. „In diesem beunruhigenden Moment müssen wir uns wieder auf die Werte und Prinzipien unserer Demokratie besinnen und als eine Nation unter Gott zusammenkommen.“
Der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory, rief zu Frieden und Einheit auf. Zugleich übte er Kritik an der Politik. „Der spaltende Ton, der in letzter Zeit unsere nationalen Gespräche so dominiert hat, muss sich ändern. Diejenigen, die zu hetzerischer Rhetorik greifen, müssen eine gewisse Verantwortung für die zunehmende Gewalt in unserer Nation übernehmen“, betonte Gregory in einer von der Erzdiözese veröffentlichten Mitteilung. Die USA seien zur Demokratie berufen, so der Erzbischof. Dazu gehöre, die Meinung anderer zu respektieren und die Menschenwürde derjenigen anerkennen, mit denen man nicht übereinstimme.
Zuvor hatten hunderte Unterstützer von US-Präsident Donald Trump das Kapitol in Washington gestürmt, offenbar um das Kongressverfahren zur Bestätigung des gewählten Präsidenten Joe Biden zu stören. Beide Kammern des Kongresses unterbrachen ihre Sitzungen. Washingtons Bürgermeisterin Muriel Bowser rief den Notstand aus und verhängte eine Ausgangssperre für die Nacht; später verlängerte sie den Notstand um 15 Tage bis nach der Amtseinführung Bidens.
Gegen 18.00 Uhr Ortszeit räumten Sicherheitskräfte das Gebäude. Die unterbrochene Sitzung zur Zertifizierung der Wahlergebnisse wurde fortgesetzt. Nach Polizeiangaben starben im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vier Menschen, weitere wurden zum Teil schwer verletzt. 52 Menschen seien bei den Ausschreitungen rund um das Kapitol festgenommen worden. Die Online-Dienste Facebook, Twitter und Youtube sperrten vorübergehend die Accounts von Donald Trump – dieser hatte seine Anhänger zwar aufgefordert, nach Hause zu gehen, jedoch auch Behauptungen zu vermeintlichem Wahlbetrug wiederholt.
.@ArchbishopGomez, #USCCB President, Condemns Violent Protests and Prays for Safety as Chaos Threatens U.S. Capitol: https://t.co/NKwCpFUIVM
— U.S. Conference of Catholic Bishops (@USCCB) January 7, 2021
Pax Christi USA: „Wer Wind sät, erntet Sturm"
Deutlich äußerte sich auch die US-Sektion der katholischen Friedensbewegung Pax Christi. Gegenüber dem „National Catholic Reporter" (NCR) betonte deren Präsident, Bischof John Stowe von Lexington, dass man darüber nachdenken müsse, wie es sein könne, dass man einem Präsidenten erlaubt habe, die Rechtstaatlichkeit derart zu untergraben. Der Geschäftsführer der Organisation, Johnny Zokovitch, veröffentlichte eine Stellungenahme, die katholisch.de dokumentiert:
Stellungnahme von Pax Christi USA zu den Ausschreitungen
Wir müssen deutlich werden. Was heute im US-Kapitol passiert, ist die Folge der Demagogie eines einzigen Mannes, Präsident Trumps, und das Versagen aller - von Politikern, Medien, der Familie und mehr - die die hasserfüllte und spaltende Rhetorik, die die Amtszeit dieses Präsidenten ausgemacht hat, entschuldigt, über sie weggesehen, sie abgetan oder anderweitig gefördert haben. Diejenigen, die diesen Präsidenten hätten in die Verantwortung nehmen können und müssen, haben in den vergangenen Jahren das genaue Gegenteil getan, oft aus eigennützigen Motiven. Die heutigen hässlichen und beschämenden Vorgänge am Kapitol sind die traurigen, aber vorhersehbaren Ergebnisse dieser Verweigerung von Verantwortung. Im Buch des Propheten Hosea heißt es "Wind säen sie und ernten Sturm". Die verspäteten Rufe nach Frieden und Respekt der Abgeordneten, die diesen Präsidenten wo es nur möglich war unterstützt haben, jetzt wo sie sie sich selbst bedroht fühlen, klingen schal und leer. Vielleicht dienen die heutigen Ereignisse einigen zur Umkehr. Vielleicht helfen diese Ereignisse, den schlimmsten Trieben unserer Nation Einhalt zu gebieten. Ob das so sein wird, erfahren wir erst später. Was der heutige Tag für uns bedeutet, werden die die Worte und Taten unserer gewählten Anführer zeigen. (Übersetzung fxn/katholisch.de)© Text: KNA; fxn/katholisch.de