Caritas international: Dramatische Not und Gewalt im Südsudan
Afrika ‐ Hunger, Naturkatastrophen und eskalierende Gewalt bedrohen nach Einschätzung der Hilfsorganisation Caritas international weite Teile der Bevölkerung des Südsudan. Hinzu komme die Corona-Pandemie. „Die Pandemie trifft den Südsudan im freien Fall, ein Jahr nach dem Friedensschluss. Gewalt ist allgegenwärtig, schlimmer als zu Bürgerkriegszeiten", sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, am Donnerstag in Freiburg.
Aktualisiert: 30.11.2022
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Auch gut ein Jahr (22. Februar 2020) nach dem Friedenschluss im Südsudan ist die humanitäre Situation nach Ansicht von Caritas international äußerst besorgniserregend. „Das Überleben zehntausender Menschen im jüngsten Staat der Welt hängt am seidenen Faden. Die Hälfte der Südsudanesen befindet sich in einer kritischen Ernährungssituation. Tausende sind vom Hungertod bedroht“, sagt Oliver Müller, Leiter des Hilfswerks des Deutschen Caritasverbandes. Zudem, das berichten die Vereinten Nationen, habe die Gewalt im vergangenen Jahr ein Niveau erreicht, das dramatischer sei als zu Zeiten des Bürgerkrieges. „Die Triade von Überschwemmungen, Hunger und Konflikten treibt die Menschen im Südsudan in die Verzweiflung.“
Nun nimmt auch die Corona-Pandemie im Land Fahrt auf. „Schwere Verläufe mit Todesfolge häufen sich, berichtet uns die Caritas Südsudan. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, wäre das eine Katastrophe, denn das südsudanesische Gesundheitssystem hat schweren Covid-19 Verläufen nichts entgegen zu setzen“, so Müller. Aufgrund mangelnder Testkapazitäten kann nach Einschätzung von Caritas international die offizielle Zahl Infizierter von gegenwärtig 8.300 Fällen kaum Auskunft über die tatsächliche Verbreitung des Virus geben. Auszugehen sei vielmehr von einer hohen Dunkelziffer.
Trotz Gewalt und Pandemie bleibt Caritas international im Südsudan aktiv. Neben vielen laufenden Nothilfen im Südsudan habe Caritas international mit ihrem langjährigen Projektpartner, der Mary Help Association, ein neues Nothilfe-Projekt gestartet, heißt es in einer Pressemitteilung vom Donnerstag. Im gleichnamigen Krankenhaus am Stadtrand von Wau soll damit die aggressive Ausbreitung von Covid-19 eingedämmt werden. Das Hilfswerk der Caritas hilft dort Patienten und Angehörigen sowie Mitarbeitenden der Klinik. Unter strengen Hygiene-Maßnahmen können so 20.000 Menschen im Monat mit Nahrung versorgt und Infektionsketten gebrochen werden.
Die Corona-Pandemie trifft den Südsudan dabei im freien Fall, ein Jahr nach dem Friedensschluss. „Gewalt ist allgegenwärtig, schlimmer als zu Bürgerkriegszeiten. Diese Entwicklung beunruhigt uns sehr“, sagt Oliver Müller. Alle Formen der Gewalt gegen Frauen nehmen zu. Zunehmend werden Kindersoldaten rekrutiert. Die lokal auftretenden Kämpfe werden immer häufiger mit neuen Waffen ausgetragen.
Die nackten Zahlen verdeutlichen die dramatische Situation im Südsudan. Zwei Drittel der Bevölkerung (8,5 Millionen Menschen) benötigen dringend humanitäre Hilfe; ein Anstieg von 2,8 Millionen in nur einem Jahr. 11.000 Menschen droht der Hungertod. 2,2 Millionen befinden sich auf der Flucht vor Gewalt. 2020 unterstützte Caritas international nach eigenen Angaben Notleidende im Südsudan mit drei Millionen Euro.
© Text: Caritas international/KNA