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Schöpfung

Der Klimawandel als Herausforderung für die Theologie

Schöpfung bewahren ‐ Von Ordnung, Unordnung, Umwelt, Klimawandel, Apokalypse und dem himmlischen Jerusalem: Vier Tage lang diskutierten Theologen auf der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie (ESCT) in Osnabrück über Schöpfung und Transformation. Dafür kamen rund 200 Forschende aus ganz Europa - teils digital zugeschaltet - zusammen.

Erstellt: 30.08.2021
Aktualisiert: 21.07.2022
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Von Ordnung, Unordnung, Umwelt, Klimawandel, Apokalypse und dem himmlischen Jerusalem: Vier Tage lang diskutierten Theologen über Schöpfung und Transformation.

Als neuen Rahmen für den christlichen Glauben bezeichnete der Münchner Sozialethiker Markus Vogt den Klimawandel und die ökologischen Herausforderungen. Die Theologie müsse fragen, wie sie mit dieser Realität umgehe und welche praktischen Konsequenzen daraus erwachsen. Fragen wie diese wurden auf der Tagung der Europäischen Gesellschaft für Katholische Theologie (ESCT) in Osnabrück verhandelt. Dafür kamen rund 200 Forschende aus ganz Europa – teils digital zugeschaltet – zusammen.

Der Kongress, der nach 25 Jahren erstmals wieder in Deutschland stattfand, stand im Zeichen von Schöpfung und Transformation. Die Brisanz des Themas machte die Osnabrücker Dogmatikerin und Organisatorin der Tagung, Margit Eckholt, gleich zu Beginn am Mittwoch deutlich. Die Naturkatastrophen der vergangenen Wochen und der jüngste Weltklimabericht hätten erneut gezeigt, an welchem Abgrund die Menschheit stehe. Auch der Vizepräsident der EU-Bischofskommission COMECE, Essens Bischof Franz-Josef Overbeck, sprach von einem „Alarmsignal“.

Bei aller unter den Theologinnen und Theologen vorherrschenden Einsicht, dass die ökologischen Herausforderungen die zentralen Krisen dieser Zeit seien, warf die Biologin und Präsidentin der Universität Osnabrück, Susanne Menzel-Riedl, jedoch auch einen kritischen Blick auf die Rolle des Christentums in den vergangenen Jahrhunderten. Der biblische Satz, der Mensch solle sich die Erde untertan machen und über alle Tiere herrschen, habe durchaus eine negative Wirkungsgeschichte gehabt. Könnte es also sein, dass die Ausbeutung der Erde auch als Konsequenz jenes Schöpfungsauftrags zu verstehen sei?

Menschen im globalen Süden tragen Konsequenzen der Klimakrise

Mittlerweile werde „herrschen“ eher mit „verwalten“ übersetzt, erklärte der Alttestamentler Georg Steins. Er schlug vor, in der biblischen Schöpfungserzählung nicht einfach eine religiöse Erklärung für die Entstehung der Welt zu sehen. Es gehe vielmehr darum, dass die Erde auf ein Ziel hin geordnet und eingerichtet werde – dass nämlich der Mensch als Abbild Gottes in ihr eingesetzt werden könne.

In eine ähnliche Richtung äußerte sich auch der islamische und aus der Türkei stammende Philosoph Ibrahim Özdemir. Der Koran lehre, dass alles auf Erden mit Bedeutung und einem Ziel geschaffen sei. Daraus resultiere jedoch auch, dass die Ausbeutung der Natur ein Vergehen gegen Gott sei. Özdemir sprach sich daher für ein System der Nachhaltigkeit aus.

Dass Nachhaltigkeit jedoch keineswegs nur einen ökologischen Rahmen habe, betonten viele der Forschenden. So beschrieb die in Peru lehrende Theologin Birgit Weiler, dass gerade für die am Amazonas lebenden Menschen die ökologische Herausforderungen auch durch soziale, politische und religiöse Zusammenhänge bestimmt seien. Es zeige sich, dass die Konsequenzen der Klimakrise allen voran von den Menschen des globalen Südens getragen würden.

Das Anthropozän als „Wertekrise"

Entsprechend sagte die slowenische Theologin Nadja Furlan Stante, dass das Anthropozän – die Bezeichnung für jene Epoche, in der der Mensch die Prozesse der Erde entscheidend beeinflusst – vor allem eine Wertekrise markiere. Die dominierende Macht des Menschen zeige auch ihr zerstörerisches Potenzial. Es bedürfe daher fundamentaler sozialer, politischer und ökologischer Veränderungen.

Eine leise Hoffnung auf solche auch religiös motivierte Veränderung ließ sich aus dem Mund der Forschenden vernehmen, wenngleich sie sich aber gerade nicht durch einen bloßen Eskapismus, also durch eine Weltflucht hin zum Erwarten einer besseren, jenseitigen Welt, äußern dürfe – angesichts vergangener und noch drohender Krisen vielleicht nicht die leichteste Aufgabe.

Doch genau das Verharren im Modus der Katastrophe sei nicht der richtige Weg, sagte die an der Hochschule Vallendar lehrende Neutestamentlerin Margareta Gruber. Auch die biblische Apokalypse zeige große Katastrophen auf – und bleibe doch nicht dabei stehen, sondern mache deutlich, dass eine neue und bessere Welt möglich sei.

Gerade die theologische Ethik müsse es sich zur Aufgabe machen, „das Gegenbild einer guten, gerechten, geschwisterlichen Welt gegenüber allem Negativen, allem Scheitern, allen Leistungsgrenzen nicht aus den Augen zu verlieren“, erklärte die Sozialethikerin Marianne Heimbach-Steins. Auch wenn sich viele Bemühungen wohl einreihen könnten in die Erzählungen vom Scheitern, müsse die Theologie doch den „Hoffnungsimpuls, dass eine andere Welt möglich sei“ wachhalten, begründen und erschließen.

Von Annika Schmitz (KNA)

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