Bischof: Salomonen-Inseln nach Unruhen weiter in Angst

Bischof: Salomonen-Inseln nach Unruhen weiter in Angst

Honiara ‐ Auf den südpazifischen Salomonen-Inseln, wo in den vergangenen Wochen die politische und soziale Lage eskalierte, gibt es laut örtlichen Kirchenvertretern keine spürbare Entspannung. Die Diözesen rufen derweil zum Gewaltverzicht auf.

Erstellt: 13.12.2021
Aktualisiert: 13.12.2021
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Auf den südpazifischen Salomonen-Inseln, wo in den vergangenen Wochen die politische und soziale Lage eskalierte, gibt es laut örtlichen Kirchenvertretern keine spürbare Entspannung. Nach Ausschreitungen mit Todesopfern und Plünderungen, der Ankunft ausländischer Sicherheitskräfte und einer am Freitag abrupt aufgehobenen zweiwöchigen Ausgangssperre gebe es nach wie vor „keine ernsthaften Anzeichen dafür, dass die Ursache der Unruhen an der Wurzel gepackt werden konnten“, sagte der Bischof der Hauptstadt Honiara, Luciano Capelli (74), der Nachrichtenagentur Kathpress (Freitag).

Ende November waren in Honiara Demonstrationen gegen die Regierung der Salomonen ausgeufert; es gab Plünderungen und mindestens vier Todesopfer. 63 Gebäude wurden völlig niedergebrannt, viele weitere geplündert. Die Zentralbank des Landes bezifferte den Gesamtschaden auf umgerechnet rund 60 Millionen Euro. Der Notstand wurde ausgerufen mit einer nächtlichen Ausgangssperre, die auch den Schiffsverkehr nach Honiara betraf.

Infolge der Überforderung der nationalen Sicherheitskräfte kam eine internationale Friedensmission mit rund 200 Soldaten aus Australien, Fidschi, Neuseeland und Papua-Neuguinea ins Land. Sie sollten die öffentliche Ordnung wiederherstellen und weitere Gewaltexzesse verhindern. Die ausländischen Friedenstruppen hätten es mittlerweile geschafft, die Menge unter Kontrolle zu bringen, berichtete Bischof Capelli; doch würden sie in der Bevölkerung auch Angst verbreiten. Die Mission soll nach Angaben australischer Beamter nur „einige Wochen“ dauern. Ein Datum wurde aber noch nicht mitgeteilt.

Diözesen rufen zum Gewaltverzicht auf

Die Gewalt entzündete sich an Widerstand gegen den langjährigen Premierminister Manasseh Sogavare. Er hatte vor zwei Jahren die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan aufgekündigt und strebt engere Beziehungen zu Peking an. Der 66-jährige viermalige Regierungschef überstand dieser Tage ein Misstrauensvotum im Parlament und wehrte damit die Angriffe seiner Gegner ab. Seine Regierung wird von den Führern von Malaita, der bevölkerungsreichsten Insel der Salomonen, abgelehnt. Sie fordern mehr Autonomie und deuten einen Vorstoß in Richtung Eigenstaatlichkeit an. Die Proteste richteten sich insbesondere gegen die im Land lebenden Chinesen.

Bischof Capelli beschreibt die Vorfälle als „Welle von Gewalt und Plünderungen“. Die Auslöser seien weniger politischer oder militärischer Art, „sondern einfach organisierte und legale Korruption“, so der aus Italien stammende Ordensmann der Salesianer Don Boscos. Die drei Diözesen des Landes hätten die Christen eindringlich aufgerufen, sich nicht an Gewalttaten und Plünderungen zu beteiligen.

Der Rat der Kirchen der Salomon-Inseln (SICA) riefen in einem Brief an den Premierminister zu „ehrlichen und transparenten“ Gesprächen auf. Sie seien der „einzige und beste Weg“ für Frieden, für einen Abbau von Misstrauen und Verdächtigungen sowie für den Zusammenhalt des Landes.

© KNA