
Weihnachten in aller Welt – Corona, ein Anschlag und Appelle zu Solidarität
Feiertag ‐ Zum zweiten Mal haben mehr als zwei Milliarden Christen in aller Welt Weihnachten unter dem Eindruck der Corona-Pandemie gefeiert. Ein Überblick.
Aktualisiert: 28.12.2021
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Zum zweiten Mal haben mehr als zwei Milliarden Christen in aller Welt Weihnachten unter dem Eindruck der Corona-Pandemie gefeiert. Zum Fest der Geburt Jesu konnten wegen der geltenden Beschränkungen erneut fast keine auswärtigen Touristen in seine Geburtsstadt Bethlehem reisen. Auch im Vatikan konnten wieder nur deutlich weniger Menschen als vor Corona an der Christmette mit Papst Franziskus teilnehmen. Die deutschen Bischöfe riefen zu mehr Miteinander auf und warnten vor Egoismus und einer Spaltung der Gesellschaft.
Papst Franziskus mahnte in seiner Weihnachtsansprache mehr Bereitschaft zum Dialog an. In der Pandemie werde die Fähigkeit zu sozialen Beziehungen auf eine harte Probe gestellt. Zudem würden Arme und Schwache und oft auch Frauen und Kinder noch mehr an den Rand gedrängt.
Der Papst erinnerte auch an zahlreiche Konflikte in der Welt. Unter anderem nannte er die Not der Menschen in Syrien, im Irak, in Afghanistan, Myanmar, in der Ukraine und im Libanon und verwies auf die „ungeheure, von allen vergessene Tragödie“ im Jemen. Anschließend spendete er den traditionellen Segen „Urbi et orbi“.
In Bethlehem rief der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, zu mehr Frieden und gegenseitigem Vertrauen im Nahen Osten auf. Unrecht, Misstrauen und Gewalt müssten endlich ein Ende haben.
„Verbotenes westliches Fest“
Unterdessen berichteten Medien aus China, die Kommunistische Partei habe Beschränkungen für zivile und kirchliche Weihnachtsfeiern angeordnet. Weihnachten sei ein „verbotenes westliches Fest“ und schade der chinesischen Kultur, heiße es in einem bisher unveröffentlichten Dokument.
In Deutschland warben die Bischöfe für mehr Miteinander und weniger Egoismus. Sie riefen zu Dialog und Frieden auch mit Andersdenkenden auf und zur Hilfe für Menschen in Not, etwa für Geflüchtete und für Betroffene des Hochwassers und der Pandemie. Gottesdienste fanden mit deutlich weniger Besuchern als sonst statt. Vielerorts durften auch nur Geimpfte, Genesene und negativ Getestete in die Kirchen kommen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und Limburger Bischof Georg Bätzing wandte sich gegen Egoismus und eine „einseitig individualistisch geprägte“ Lebensart. Er verwies außerdem auf die Nöte von Flüchtlingen, von bedrohten Christen in aller Welt und von Opfern des Hochwassers.
Die neue Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, betonte mit Blick auf Corona, Gott sei „auch und gerade in dieser zermürbenden Situation an unserer Seite“. Sie sprach sich zudem für eine allgemeine Impfpflicht aus. Aus „christlicher Nächstenliebe“ heraus müsse dafür Sorge getragen werden, „dass die Schwächsten in der Gesellschaft nicht gefährdet werden“.
In einer ökumenischen Videobotschaft zu Weihnachten dankten Münchens katholischer Kardinal Reinhard Marx und Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Beford-Strohm allen, „die sich jetzt gerade in dieser weihnachtlichen Zeit einsetzen für andere“. Marx erwähnte vor allem jene, die „auf den Intensivstationen arbeiten“ oder „ihren Dienst tun in den Impfstationen“.
Tote bei Anschlag auf Weihnachtsfeier im Kongo
In der Demokratischen Republik Kongo sind am Samstag mindestens sechs Menschen bei einem Bombenattentat ums Leben gekommen. Ein Mann hatte Medienberichten zufolge versucht, ein Nachtlokal zu stürmen, in dem Dutzende Bewohner der Stadt Beni Weihnachten feierten. Sicherheitskräfte hätten dies verhindert; der Sprengsatz detonierte dann vor dem Lokal. Etliche weitere Bewohner werden laut Bericht mit Verletzungen im Krankenhaus behandelt.
Der kongolesische Präsident Felix Tshisekedi habe „mit Bestürzung“ die Nachricht von dem mutmaßlichen Terroranschlag gehört, teilte ein Regierungssprecher mit. „Wir verurteilen diesen erneuten Angriff, der ausgerechnet am Weihnachtsabend Trauer beschert, wenn Christen und andere als Familie vereint sind“, zitiert der Sender Radio Okapi Regierungssprecher Patrick Muyaya. Er sprach von „terroristischer Barbarei“.
Die Behörden machen die Allied Democratic Forces (ADF) für den Anschlag verantwortlich. Die Fundamentalisten, ursprünglich aus dem Nachbarland Uganda, terrorisieren den Osten des Kongo bereits seit längerem. Im Mai töteten ADF-Kämpfer bei einem Überfall auf ein Camp für Binnenflüchtlinge Dutzende Menschen. Die Gruppe erklärt sich als Ableger des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS).
Bischof lobt religiöses Zusammenleben in Jordanien
Der römisch-katholische Weihbischof William Schomali hat zu Weihnachten das geschwisterliche Zusammenleben von Muslimen und Christen sowie die Religionsfreiheit in Jordanien gelobt. Der Respekt vor der christlichen Minderheit drücke sich auch darin aus, dass Weihnachten ein von allen Jordaniern begangener nationaler Feiertag sei, sagte der Palästinenser laut dem Portal „Abouna“ (Sonntag) der Zeitung „Al-Dustour“.
Zu seinem 100-jährigen Bestehen erweise sich Jordanien dank der Weisheit des haschemitischen Königshauses und dem Bewusstsein des Volkes als Land des sozialen Friedens und der Ruhe. Gleichzeitig sei Jordanien ein starker Partner der palästinensischen Sache gegen israelische Versuche, Jerusalem zu judaisieren. Die haschemitische Verantwortung für die arabischen Heiligen Stätten der Stadt stelle Schutz und Fürsorge dar.
Schomali war bis zu seiner Ernennung zum Generalvikar und Patriarchalvikar für Jerusalem im Sommer seit 2017 Vertreter des Lateinischen Patriarchen in Jordanien.
Gottfried Bohl/KNA/KNA/KNA
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