Umstrittene Handelsabkommen
Die Uneinigkeiten bei der WTO führen seit einiger Zeit zu vermehrten Verhandlungen bilateraler Handelsabkommen, wie z. B. CETA und TTIP der EU mit Kanada bzw. den USA. Die Auswirkungen solcher Handelsvereinbarungen auf Drittstaaten, z. B. die Entwicklungsländer, sind sehr umstritten und voraussichtlich eher negativ.
Spekulation mit Nahrungsmitteln und globales Patentrecht
Ein weiteres Ungleichgewicht zwischen den Staaten wird durch übermäßige Spekulationen mit Nahrungsmitteln an den Finanzmärkten erzeugt. Die Folge: Nahrungsmittel auf den Weltmärkten werden teurer. Auch das Abkommen über Patent- und andere geistige Eigentumsrechte der Welthandelsorganisation wirkt sich nachteilig auf Entwicklungsländer aus. Durch Patentgebühren, die internationale Industriekonzerne erheben, verteuern sich Saatgut und Medikamente – mit dramatischen Folgen für die Menschen in Entwicklungsländern. Saatgut, beispielsweise für Mais oder Reis, das sie zur Ernährung brauchen, wird so teuer, dass es für Kleinbauern kaum noch erschwinglich ist und für Kranke wird es schwieriger, lebensrettende Medikamente zu erhalten.
Instabile Finanzmärkte
Ein weiteres Ungleichgewicht besteht auf den internationalen Finanzmärkten. Wie die Finanzkrise gezeigt hat, kann das unverantwortliche Handeln Weniger, die allein an ihrem eigenen Gewinn interessiert sind und rücksichtslos spekulieren, das weltweite Finanzsystem ins Wanken bringen mit dramatischen Folgen für die ganze Welt. Eine Möglichkeit, das Finanzsystem etwas stabiler zu machen, ist die Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die die internationalen Spekulationen etwas reduzieren würde. Am besten wäre es, wenn eine solche Steuer weltweit eingeführt würde. In Europa hatten 11 Staaten, darunter auch Deutschland, beschlossen, sie bis 2014 einzuführen. Bisher wurde dies in den meisten Ländern jedoch nicht umgesetzt, wohl auch wegen der heftigen Lobbyarbeit der Finanzindustrie dagegen.
All diese Beispiele zeigen, dass die internationalen Regeln bisher nicht aus der Perspektive der Würde und Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten jedes einzelnen Menschen und des Gemeinwohls gestaltet sind. Stattdessen dominiert das Streben nach Gewinnmöglichkeiten international tätiger Unternehmen aus Industrieländern den Welthandel. Aus diesem Grund setzen sich kirchliche Einrichtungen, wie beispielsweise Misereor und die Deutsche Kommission Justitia et Pax, für gerechtere Welthandelsbedingungen ein – damit diese Wirtschaft nicht mehr tötet.
Von Brigitta Herrmann
Stand: April 2016
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