Geschichte der christlich-islamischen Begegnung
Noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein war die Auseinandersetzung mit dem Islam innerhalb der christlichen Theologie stark von einer anti-islamischen Polemik geprägt, die ihren Ausgangspunkt bereits in der Lehre des heiligen Johannes Damaszenus (675 – 749) hatte. Dieser hatte in seiner Abhandlung über die Häresien den Islam an erster Stelle behandelt. Nach seiner Auffassung gehörte der Islam zur Geschichte der totalen Ablehnung der Wahrheit über Gott. Diese Geschichte hatte ihren Anfang in Arius genommen und wurde dann von Muhammad fortgeführt. Ihren logischen Abschluss werde sie, so Johannes, in der Figur des Antichristen finden.
Auch die Reformatoren des 16. Jahrhunderts blieben im Wesentlichen in dieser Perspektive verhaftet. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein wurden Vorlesungen über den Islam, ausgehend von der anti-islamisch geprägten Polemik des Johannes, mit der Aussage begonnen, dass der Islam eine teuflische Religion sei. Mit der Entwicklung der modernen Islamwissenschaft im 19. Jahrhundert änderte sich dieses Bild allmählich.