Elisabeth trägt das grüne Gewand des Kirchenchors, steht während der Messe in der ersten Reihe. Nya im weißen Sonntagskleidchen daneben. Das Mädchen, gerade mal fünf Jahre alt, singt inbrünstig und textsicher alle Lieder mit. Nach der Messe suchen die Gottesdienstbesucher das Gespräch mit dem Priester. Er kennt ihre Sorgen: „Manche haben ihre ganze Familie verloren. Solche Erfahrungen können die Grundfesten deines Glaubens erschüttern.“ Umso mehr beeindruckt ihn der tiefe Glaube der Flüchtlinge: „Trotz ihres großen Leides haben sie ihren Glauben nicht verloren. Dies ist eine gute Erfahrung, auch für unsere einheimischen Katholiken in Gambella.“
Die katholische Kirche in der Provinz Gambella ist jung, die Herausforderungen gewaltig. Das Gebiet, so groß wie Baden-Württemberg, ist eines der ärmsten des Landes. Extreme Hitze in der Trockenzeit führt oft zu verheerenden Dürren. In der Regenzeit ist Gambella eines der gefährlichsten Malariagebiete Äthiopiens. Immer wieder kommt es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Volksgruppen der Anuak und Nuer mit vielen Todesopfern. „Das menschliche Leben hat hier keinen Wert“, erklärt Pfarrer Tesfaye.