Die „Asociación Comunidad Esperanza” („Gemeinschaft der Hoffnung”) liegt in einem der Armenviertel der 90.000-Einwohner-Stadt Cobán im Zentrum Guatemalas. Der guatemaltekische Priester Sergio Godoy Peláez hat sie 2003 gegründet, um Kindern aus armen Familien eine Chance auf Bildung zu ermöglichen. In der Region leben rund 80 Prozent der Bevölkerung in Armut. Nirgendwo im Land sterben mehr Kinder an akuter Unterernährung. Darum bietet die Schule zusätzlich Gesundheitsversorgung, psychologische Begleitung und einmal am Tag ein warmes Essen an: „Wir setzen auf integrale Bildung“, erklärt Padre Sergio Godoy. „Denn ein Kind kann nicht lernen, wenn es hungrig ist. Und kein Kind kann sich aus dieser Situation befreien, wenn es nicht lernt, für sich selbst zu sorgen und für seine Rechte einzustehen.“ Die jungen Menschen würden begleitet, Schulgeld müssten sie nicht zahlen: „Wer sich hier einschreibt, ist Teil der ‚Familie der Hoffnung‘!“
Struktur und Sicherheit: Beides fiel durch die landesweiten Schulschließungen seit dem Frühjahr 2020 wegen Corona für viele Kinder und Jugendliche weg. Zwar habe man sich bemüht, alle Angebote auf anderem Weg aufrecht zu erhalten, aber die Umstellung auf Fernunterricht war schwierig, erklärt Padre Sergio Godoy. Die Wenigsten haben zu Hause einen Ort zum Lernen und würden dabei unterstützt.
Misael Ávila Cau Beb ist in die Schule gekommen. Der 13-Jährige gibt seine Aufgaben bei der Lehrerin ab und holt sich neue Arbeitsblätter ab. „Die letzten zwei Jahre waren für mich sehr schwierig. Ich habe zwar meine Aufgaben gemacht, aber in der Schule fällt mir das leichter. Denn ich habe keinen Computer und komme nur manchmal mit dem Handy meiner Mutter ins Internet, um mir die Aufgaben herunterzuladen.“
Ähnlich ist es auch Kristel Chuc Pakay ergangen. Sie wohnt mit ihrer Mutter und ihren drei Schwestern nicht weit entfernt von der Schule: Den staubigen Schotterweg zu ihr nach Hause säumen Wellblechhütten. Die Hütte der Familie ist aus einfachen Holzbrettern zusammengezimmert, der Fußboden besteht aus nacktem Lehm. In einer kleinen Schreibtischecke zeichnet sie gewissenhaft geometrische Formen in ihr Heft. Aber nicht alles lief glatt beim Fernunterricht: „Manchmal habe ich etwas verstanden und manchmal nicht“, sagt Kristel. „Dann habe ich meine älteren Schwestern um Hilfe gebeten. Aber meine Freundinnen aus der Schule habe ich sehr vermisst.“