Seit dem 17. Jahrhundert in Europa bekannt, wurde Ur systematisch erst seit 1922 durch den britischen Archäologen Leonard Woolley ausgegraben. Er entdeckte rund 2.000 antike Gräber, in einigen von ihnen königliche Beigaben, ein Lapislazuli-Mosaik, goldene Prunkwaffen. Die Funde elektrisierten die Öffentlichkeit ähnlich wie das Pharaonengrab Tutanchamuns in Ägypten.
Keilschrifttexte belegen die Bedeutung Urs als politisches Zentrum mit vielfältigen Handelsbeziehungen und einer ausgefeilten Bürokratie. Einst floss der Euphrat nahe vorbei, spendete Leben und Wohlstand. Über Schiffskais und Karawanenstraßen kamen Güter aus Kurdistan und vom Persischen Golf, ja selbst aus Indien; Werkstätten produzierten Webwaren für den Export. Um die 60.000 Menschen bevölkerten Ur, unter ihnen Zugewanderte aus aller Herren und Götter Länder.
Ausweis der Bedeutung der Stadt ist die Zikkurat, ein monumentaler Tempelturm für den Mondgott Nanna. König Ur-Nammu und sein Sohn Schulgi errichteten den Bau vor mehr als vier Jahrtausenden. Seine mächtigen Mauern aus gebrannten Ziegeln unterstreichen den Geltungsanspruch der Erbauer und den Rang Urs als politisches Zentrum mit weitreichendem Einfluss. „Auf diesem Nimbus bauen alle späteren Zeiten auf“, sagt Margarete van Ess, Leiterin der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin.