Referent Tilman Rüppel warnt vor einem „Impfnationalismus“, der nur die Pandemie im eigenen Land im Blick hat und deren globale Tragweite verkennt. Es gehe jetzt darum, das Virus in allen Ländern dieser Erde so schnell wie möglich unter Kontrolle zu bringen, sagt der Advocacy-Experte. Gelinge das nur in einzelnen Regionen, habe das Coronavirus Zeit, zu mutieren, also, sich genetisch zu verändern und sich damit noch schwerer bekämpfen zu lassen. „Solidarität mit schwächeren Staaten wird am Ende wiederum uns zugutekommen und ist deshalb auch eine Frage der Vernunft. Es ist nichts gewonnen, wenn wir als Gesellschaft zwar durch eine Impfung geschützt werden, diese jedoch ihre Wirksamkeit verliert, weil das Virus in einem anderen Land mutiert und von dort wieder zu uns getragen wird“, erklärt Rüppel.
Vorrangig zum Zug kommen sollten nach Ansicht des Politikwissenschaftlers zunächst weltweit alle, die mit Risikogruppen zu tun haben: Klinikpersonal, Mitarbeiter von Alten- und Pflegeheimen, dann aufgrund von Alter und Vorerkrankungen besonders gefährdete Personen. Das müsse im internationalen Kontext passieren, betont er. „Ich als 30-jähriger gesunder Mensch bin erst impfberechtigt, wenn die 86-jährige Inderin immunisiert worden ist“, formuliert er seine Botschaft.