Als Padre Lucas zum ersten Mal in die Region kam, wunderte er sich, warum die Menschen hier keinen Strom hatten – bei rund 340 Sonnentagen im Jahr. Damals war er 27 Jahre alt und noch nicht lange Seminarist bei den Augustinern in Buenos Aires. Sie schickten ihn auf Mission in den Norden, 28 Stunden Busfahrt. Und obwohl alles so anders war – oder gerade darum –, mochte er die karge Region und ihre zurückhaltenden Menschen auf Anhieb. „Ich begann mit meiner Aufgabe und merkte schnell: die Menschen missionierten mich. Durch ihre Prozessionen, Gesänge, Dankbarkeit. Und ich beschloss, von ihnen zu lernen“, erzählt Padre Lucas, der sich schon als Junge in seiner Gemeinde in Jugendgruppen, als Katechist und Pfadfinder engagierte. In den Bergen lernte er, seinen Glauben selbstverständlich in den Alltag zu integrieren. „Alles ist durch Gott verbunden: der Himmel, die Erde, das Wasser, die Tiere und wir.“
Nach sechs Jahren verließ er die Augustiner und wurde Diözesanpriester im Valle Calchaquí, der Region, die sein Herz erobert hatte. Seine ruhige und geduldige Art und sein großes mechanisch-technisches Verständnis machten ihn schnell zu einem gefragten Ansprechpartner. Vor allem Männer stehen täglich mit ihren Geräten, Maschinen oder Motorrädern vor dem kleinen Pfarrhaus in La Puerta, einem ländlichen Ort über 200 Kilometer von San Antonio del Cajón entfernt, um von ihm zu lernen. Als der Priester erfuhr, dass die Menschen in der Region seit zehn Jahren für eine Stromleitung kämpften, war die Idee für das Solarprojekt geboren. Doch zunächst glaubte niemand, dass es gelingen könnte. „Es ist eine Photovoltaik-Inselanlage mit Energiespeicher, die nur die umliegenden Häuser mit Strom versorgt und unabhängig vom öffentlichen Stromnetz ist“, erklärt er. Padre Lucas stammt aus einer Mechanikerfamilie und sein Weg war eigentlich vorbestimmt. Als er sich anders entschied, brach sein Vater den Kontakt ab. Doch seit das Solarprojekt funktioniert, unterstützt ihn die ganze Familie tatkräftig. Das Projekt ist Padre Lucas’ Herzensangelegenheit und die perfekte Kombination seiner Leidenschaften: Glaube, soziales Engagement und Technik. Von Beginn an wurde es vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützt und nur dadurch konnte die erste Solaranlage gebaut werden.