Helfer fürchten Rückschläge im Kampf gegen den Hunger
Kriege, Krisen und die Corona-Pandemie bedrohen nach Ansicht von Helfern und Experten die Fortschritte im Kampf gegen den Hunger. Die Welt sei „nicht auf Kurs, um den Hunger bis 2030 zu besiegen“, sagte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Marlehn Thieme, am Montag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Wir müssen unsere Anstrengungen deutlich erhöhen und in zentralen Bereichen wie dem Klimaschutz und auch der Handelspolitik gegensteuern.“ Dazu gehöre „ein Umdenken, wie wir unsere Nahrung produzieren und exportieren“.
Die Überwindung von Hunger ist eines der 17 „nachhaltigen Entwicklungsziele“, auf die sich die UN-Mitgliedsstaaten 2015 verständigten. Thieme äußerte sich am Rande der Vorstellung des Welthunger-Index'. Demnach verbessert sich die Situation in vielen Ländern zu langsam, „in manchen verschlechtert sie sich sogar“. Dabei könne die Studie die Folgen der Corona-Pandemie noch gar nicht abbilden.
Mit Blick auf die bereits vorhandenen Zahlen bleibt der Hunger in über 50 Ländern ein großes Problem. Davon liegen 36 Staaten in Afrika. Schlusslicht beim Welthunger-Index ist in diesem Jahr der Tschad. Hier wird die Situation als „sehr ernst“ bezeichnet. In die gleiche Kategorie stuft der Welthunger-Index die Lage in zehn weiteren Staaten ein: Osttimor, Madagaskar, Zentralafrikanische Republik, Burundi, die Komoren, Kongo, Somalia, Südsudan, Syrien und Jemen.
Der Index wird seit 2006 jährlich von der Welthungerhilfe sowie der irischen Organisation Concern Worldwide veröffentlicht. Die auf Basis von Datenmaterial der Vereinten Nationen erstellte Rangliste soll Auskunft geben über den Anteil an Unterernährten, an Auszehrung und Wachstumsverzögerungen bei Kindern unter fünf Jahren sowie über deren Sterblichkeitsrate. Die Experten werteten in diesem Jahr Angaben zu 132 Ländern aus, wobei sie für 107 einen Index-Wert berechnen konnten.
Im Vergleich zum Jahr 2000 ging der Index-Mittelwert für alle erfassten Länder von 28,2 auf 18,2 zurück. Weiterhin sind jedoch fast 690 Millionen Menschen unterernährt. Im Jahr 2018 starben 5,3 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag an den Folgen von Hunger.
Die Autoren der Studie fordern eine Neuausrichtung des Ernährungssystems. Dazu gehörten Investitionen in kleinbäuerliche Betriebe und lokale Nahrungsmittelmärkte ebenso wie ein besserer Zugang zu sauberem Wasser und zu Sanitärversorgung. Zudem sprechen sich die Experten dafür aus, „Handelsungerechtigkeiten“ abzubauen und Unternehmen in der Nahrungsmittelbranche für die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltschutz entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette rechtlich haftbar zu machen.
© Text: KNA