Direktor des China-Zentrums: „Klima der Angst“
Drei Monate nach Inkrafttreten des Sicherheitsgesetzes in Hongkong sind viele Bürger der chinesischen Sonderverwaltungszone verunsichert. „Ein Klima der Angst macht sich breit unter den freiheitsliebenden Jugendlichen und Studenten“, sagte Pater Martin Welling, Direktor des China-Zentrums in Sankt Augustin bei Bonn, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). „Bei bislang rund 9.000 verhafteten Demonstranten scheint die Angst berechtigt.“
Mit dem seit 1. Juli geltenden verschärften Sicherheitsgesetz der Volksrepublik China könnten faktisch alle anderen Rechte und Gesetze Hongkongs ausgehebelt werden, so der Steyler Missionar. Der Erlass dieses „Gesetzes zum Schutz der nationalen Sicherheit“ ohne legislative Beteiligung Hongkongs und die Errichtung eines eigenen Sicherheitsbüros Chinas in der Sonderverwaltungszone sehen westliche Regierungen als nicht mit dem Basic Law von 1997 vereinbar, betonte Welling.
Zuletzt habe Hongkongs Sekretär für Sicherheit, John Lee Ka-chiu, der Demokratiebewegung sogar „Tendenzen zum Terrorismus“ vorgeworfen. Damit sei es ein Leichtes, Teilnehmer „ohne Anklage oder Prozess nach China zu schaffen und sie dem chinesischen Polizei- und Sicherheitssystem auszuliefern“, kritisierte der Ordensmann. Nicht wenige Demonstranten seien Christen oder besuchten christliche Schulen.
Dass der Vatikan zu all dem öffentlich nicht Stellung beziehe und auch Hongkongs Kardinal John Tong Hon „extrem zurückhaltend“ reagiere, dürfte mit der komplexen Situation zu tun haben. „Dass Papst Franziskus eine bereits vorveröffentliche Erklärung zu Hongkong im Juli ostentativ dann doch nicht verlesen hat, ist auch ein Statement“, sagte Welling. Es könne bedeuten: „Das ist, was ich meine und sagen möchte, aber es wäre nicht klug, das jetzt offiziell zu sagen“. Möglicherweise würde ein offenes Wort die Lage der Menschen und der Kirche in Hongkong und auch China noch verschlimmern.