Bereits im März hatte das Lateinamerika-Hilfswerk eine Soforthilfe von 100.000 Euro bereitgestellt. Schnell sei jedoch klargeworden, dass der Bedarf immens ist. Insbesondere, weil die Kirche die Versorgung der Armen mit Grundnahrungsmitteln und medizinischer Hilfe dort übernehmen müsse, wo staatliche Stellen ausfallen oder gar nicht vorhanden sind. „Ich bin den Bischöfen Lateinamerikas dankbar, dass sie von Beginn der Corona-Krise an schnell gehandelt und – im Gegensatz zu manchem lateinamerikanischen Politiker – deutliche, warnende Worte gefunden haben“, so Adveniat-Bischof Overbeck wörtlich. „Kirche handelt: In Argentinien werden derzeit Gotteshäuser mit Betten und medizinischen Geräten ausgestattet, um sie für die eventuell notwendige Aufnahme von Menschen, zum Beispiel aus Altenheimen, vorzubereiten. Kirchliche Krankenhäuser, die Sozialpastoral in den Gemeinden, die zahlreichen Ordensleute und Priester stehen den Menschen bei, insbesondere denjenigen am Rand der Gesellschaft, beispielsweise den Obdachlosen“, berichtete Bischof Overbeck.
Für Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz steht fest: „Die arme Bevölkerungsmehrheit in Lateinamerika ist der Corona-Pandemie schutzlos ausgeliefert.“ Abstandhalten, Hygiene intensivieren, die Gesundheitsvorsorge hochfahren oder Intensivbetten vorhalten – all die Mittel, mit denen in Europa die Kurve der Neuansteckungen in den letzten Wochen abgeflacht und die Versorgung Erkrankter sichergestellt werden konnte, seien in Lateinamerika nicht anwendbar. „Die Menschen leben in den Armenvierteln dicht an dicht auf engstem Raum. Sauberes Wasser und Seife fehlen. Die hygienischen Bedingungen sind katastrophal. Das Gesundheitssystem ist in vielen Ländern marode. Gesundheitsversorgung ist nach wie vor eine Frage des Geldbeutels“, erklärte Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Heinz. In Venezuela, Guatemala und anderen armen Ländern seien zudem mehr als die Hälfte der Bevölkerung unterernährt. Sie hätten einem Ausbruch der Lungenkrankheit nichts entgegenzusetzen.