Frage: Wird es gelingen, solche Themen mit mehreren hundert Teilnehmern gleichzeitig zu diskutieren?
Onaiyekan: Es gibt viele Möglichkeiten für inoffizielle Kontakte. Das können auch Menschen nutzen, die offiziell im Konflikt sind, gleich, ob die Ursache dafür religiös bedingt ist oder nicht. Gerade wenn ersteres der Fall ist, sind wir sehr daran interessiert, eine friedliche Lösung zu finden.
Frage: Bedeutet das konkret, dass beispielsweise Vertreter aus der Zentralafrikanischen Republik miteinander ins Gespräch kommen werden?
Onaiyekan: Wir hoffen sehr, erfolgreich zu sein und die verschiedenen Konfliktparteien zusammen zu bringen. Dabei müssen auch immer die Hintergründe für Konflikte analysiert werden. Wichtig ist außerdem, jene zu unterstützen, die sich für den Frieden stark machen. Oft haben sie kaum Ressourcen dafür und werden auch nicht gehört. Lindau muss diesen Menschen eine Stimme geben. Das betrifft nicht nur die Zentralafrikanische Republik, sondern auch die Entwicklungen in Nordafrika, im Sudan, im Südsudan. Ich hoffe, dass es auch Gespräche zu Myanmar und den Rohingya gibt.
Frage: Was heißt das für den Umgang mit der nigerianischen Terrormiliz Boko Haram?
Onaiyekan: In Lindau werden wir sicherlich auch darüber sprechen. Für Nigeria gilt aus meiner Sicht: Wir müssen versuchen, einen Kontakt mit jenen, die heute gerne Banditen genannt werden, aufzubauen. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Regierung das versucht. Immer wenn ich höre, dass 50 oder 100 Terroristen erschossen worden sind, frage ich mich: Wie lange sollen noch mehr Menschen umgebracht werden? Es sind überwiegend unsere Landsleute. Wir müssen also mehr darüber wissen, auch, wer wirklich dahinter steckt. Ich finde, dass man viel mehr machen könnte.
Frage: Weshalb engagieren Sie sich für „Religions for Peace“?
Onaiyekan: Ich war ein junger Bischof in Ilorin, einer Stadt, in der sehr viele Muslime leben, als Kardinal Francis Arinze mit mir darüber sprach. Er war damals Präsident des Päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog in Rom und war von „Religions for Peace“ zu einer Konferenz eingeladen worden. Wegen seiner Position konnte er nicht direkt mitarbeiten, empfahl mir als Bischof aber, mich einzubringen. Ich nahm an der nächsten Weltkonferenz in Amman teil - und bin heute einer der vier Moderatoren innerhalb dieses Zusammenschlusses.
Von Katrin Gänsler (KNA)
© KNA