Die bevorstehende Abreise von Baez hinterlasse einen faden Beigeschmack, kommentierte Bischof Abelardo Mata Guevara in der regierungskritischen Tageszeitung „La Prensa“. Mata ist Generalsekretär der Nicaraguanischen Bischofskonferenz und damit auch so etwas wie deren Sprecher. Mata begründet seine Einschätzung damit, dass „Baez selbst bestätigte, dass er nicht darum gebeten hat, versetzt zu werden“. Der Papst habe seine Entscheidung aber sicher aus einer guten Absicht heraus getroffen, immerhin habe die sandinistische Regierung von Daniel Ortega eine Diffamierungskampagne gegen Baez gefahren und amerikanische Diplomaten hätten über Attentatspläne berichtet.
Die Entscheidung von Franziskus löste in Nicaragua ein breites Echo aus. Die Oppositionsbewegung reagierte mit großer Enttäuschung: „Wir als Alianza Civica sind traurig und konsterniert, dass uns Monsenor Baez nicht weiter physisch begleiten wird“, sagte Juan Sebastian Chamorro, einer der Verhandlungsführer des Oppositionsbündnisses dem Portal „Confidencial“. Der Weggang von Baez sei ein harter Schlag.
Auch in Argentinien, dem Heimatland des Papstes, wird über die Entscheidung von Franziskus diskutiert. Das Portal „Infobae“ berichtet, dass Kräfte der nicaraguanischen Opposition hinter der Entscheidung des Papstes offenbar eine Geste gegenüber dem Ortega-Regime vermuten.
Der Politologe Umanzor Lopez Baltodano kommentiert, es gebe in der Bevölkerung zwei Lesarten der Personalie. Ein Teil meine, der Papst habe einen der schärfsten Kritiker des Regimes zurückziehen wollen. Andere glauben, der Papst wolle Baez vor Übergriffen schützen. „Das ist ein emotionaler Schlag“, so Lopez Baltodano. Dabei gerät auch die Rolle von Papstbotschafter Waldemar Sommertag in den Fokus, der gegenüber dem Ortega-Regime deutlich zurückhaltender auftrat als Baez.
Baez erklärte, die Entscheidung des Papstes habe sein „Herz weinen lassen“. Der Entschluss bedeute, dass er vorläufig nicht bei seinem geliebten Volk bleiben könne. Er habe Franziskus nicht darum gebeten, das Land verlassen zu dürfen. Er werde dessen Wunsch aber respektieren. Klarer und deutlicher kann sich Baez von der Entscheidung des Papstes nicht distanzieren.