Frage: Inwiefern kann die katholische Kirche zwischen den verfeindeten Lagern vermitteln, worum Präsident Maduro ja Papst Franziskus gebeten hat?
Schröder: Ich kann leider nicht recht glauben, dass die Regierung eine wirkliche Vermittlung wünscht. Ich fürchte, es geht ihr eher darum, Zeit zu schinden. Aber der Vatikan wird in dieser Sache richtig entscheiden. Denn er ist über Venezuela sehr gut informiert. Der jetzige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin war dort schließlich Apostolischer Nuntius.
Frage: Was glauben Sie, wann und wie der Konflikt ausgeht?
Schröder: Es wird wohl zu einem Regimewechsel kommen müssen. Ich denke, das Militär – dort traditionell ein Machtfaktor – wird es dazu kommen lassen. Die Regierung Maduro jedenfalls kann Venezuelas Probleme nicht mehr bewältigen.
Frage: Millionen Venezolaner haben ihre Heimat inzwischen verlassen. Welche langfristigen Folgen wird der Konflikt für das Land haben?
Schröder: Venezuela hat einen gewaltigen Aderlass erlitten. Einstweilen kann ich nur die Nachbarländer wie Kolumbien dafür bewundern, dass sie so viele Flüchtlinge aufgenommen haben und das wohl auch einigermaßen verkraften. Doch den Geflohenen geht es schlecht, sie versuchen etwa über die Runden zu kommen, indem sie Nüsse oder Tempotaschentücher auf der Straße verkaufen. Das sollte natürlich kein Dauerzustand sein. Es muss daher mittelfristig gelingen, eine Rückkehr attraktiv zu machen, sonst kann Venezuela auch nicht wieder aufstehen. Das kann durchaus gelingen, denn das Land verfügt über einen ungeheuren Reichtum, was seine natürlichen Ressourcen betrifft.